Volltext: 1828-1833 (1. Band)

Binders Roman. 
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s 
ist, wodurch ihm vielleicht seine Eltern, und wenn diese nicht mehr 
lebten, wenigstens seine Freiheit, sein Vermögen, wohl gar die Vor— 
züge vornehmer Geburt, () in jedem Falle aber neben den unschul— 
digen Freuden einer frohen Kinderwelt die höchsten Güter des Lebens 
geraubt, und seine physische und geistige Ausbildung gewaltsam unter— 
drückt und verzögert worden ist. Der Umstand, daß er im Kerker 
mit seinen Spielsachen sprechen konnte, ehe er den Unbekannten gesehen 
und von ihm Unterricht in der Sprache erhalten hat, beweist (27) 
aber auch zugleich, daß das Verbrechen an ihm schon in den ersten 
Jahren der Kindheit, vielleicht im zweiten bis vierten Jahre seines 
Alters und daher zu einer Zeit angefangen wurde, wo er schon 
sprechen konnte, und vielleicht der Grund zu einer edlen Erziehung 
gelegt war, die gleich einem Stern in der dunklen Nacht seines 
Lebens aus seinem ganzen Wesen hervorleuchtet. 
Daher ergeht, nicht um ihn zu entfernen — denn die Gemeinde, 
die ihn in ihren Schoß aufgenommen, liebt ihn und betrachtet ihn 
als ein ihr von der Vorsehung zugeführtes Pfand der Liebe, das 
sie ohne den vollen Beweis der Ansprüche anderer auf ihn nicht ab— 
treten wird — sondern um das Verbrechen zu entdecken, das ohne allen 
Zweifel an ihm begangen wurde, um den Bösewicht oder seine 
Gehülfen zu entdecken, die es begingen, und um ihn dadurch, wo 
möglich, in den Besitz der verlorenen Rechte der Geburt wieder ein— 
zusetzen, an alle Justiz- und Polizei-, Civil- und Militärbehörden 
und alle diejenigen, welche ein menschliches Herz im Busen tragen, 
die dringende Aufforderung, alle und auch nur die entferntesten 
Spuren, Anzeigen und Verdachtsgründe, welche auf die Entdeckung 
—V0 unterzeichneten Polizeibehörde 
mitzuteilen und diese dadurch in den Stand zu setzen, die Verhand— 
lungen dem betreffenden Gericht zur weiteren Einschreitung übergeben 
zu können. Es darf in dieser Hinsicht kaum erinnert werden, daß 
die Nachforschungen sich neben der Ausmittlung des Kerkers oder 
wenigstens der wahrscheinlich stillen, einsamen Gegend, wo er liegt 
oder gelegen war — denn der Bösewicht, der Hauser darin gefangen 
hielt, möchte jenen vielleicht gleich nach der Wegführung unseres 
Findlings der Erde gleich gemacht und jede Spur davon vertilgt 
v. d. Linde, Kaspar Hauser. J. 
25. 
S”oacdibiα 
I rndero—
	        
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