Volltext: 1828-1833 (1. Band)

Pia fraus. 
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Daß — diese seltenste und merkwürdigste aller moralischen Er— 
scheinungen wirklich unter uns aufgetreten und beobachtet worden ist, 
das ist Thatsache. Die kalte, hartherzige Isolierung menschlicher 
Selbstheit und Besonnenheit GBesonderheit?), dieser wahre Sündenfall, 
war hier noch nicht zur Erscheinung gekommen; es stand ein 
paradiefischer Urmensch im Sinne der moralischen Fassung 
vor Augen, ein anbetungswürdiges Wunder in einer grund— 
verderbten, in einen Abgrund von Selbstsucht und Bosheit ver— 
sfunkenen Menschenwelt.“ 
Bua, wo Neuthorstroß?“ 
Diese irdische Lokalfrage ruft uns von der Apotheose weg und 
in die rauhe Wirklichkeit zurück. Derselbe Held der „affirmativen 
Hauserkritik“ nämlich, der später Dr. Meyers Authentischen Mit⸗ 
teilungen wiederholt „tendenziöse“ Auslafsungen vorgeworfen hat, 
veröffentlichte in seinen Enthüllungen (S. 24754) v. Tuchers lehr⸗ 
reichen Brief an Stanhope, wodurch es zwischen beiden Gönnern 
Kaspars zum Bruch gekommen ist. Er ließ aber ohne irgend eine 
Andeutung der Kürzungen in seinem Abdrucke sämtliche im folgen— 
den Auszuge eingeklammerten Stellen aus, eine Fälschung, über 
welche der Leser nicht flüchtig hinwegsehen wolle. „Kaspar, so schrieb 
v. Tucher, ist nicht der, wofür Sie ihn zu halten scheinen. Kaspar 
ist ein Kind, das seinem ganzen Wesen nach, in moralischer Hinsicht, 
wie in der seiner geistigen Entwicklung, auf der Stufe eines 10 bis 
12 jährigen Menschen steht. Wenn er dessenungeachtet in manchen 
Dingen und nach gewissen Richtungen hin eine Entwicklung seines 
Charakters zeigt, die man nur am erwachsenen Manne zu sehen ge— 
wohnt ist, (ich meine z. B. seine Schlauheit und Pfiffigkeit im Um— 
gange mit anderen Menschen, seine Gewandtheit, sie, so wie sie ihm 
dienlich sind, zu behandeln, seinen ungemessenen Ehrgeiz, die Be— 
stimmtheit und Festigkeit seines Willens, die Beharrlichkeit im Handeln 
— so ist er nichts desto weniger ein Kind, und gehören allerdings 
diese oben aufgeführten Eigenschaften ) zu den vielen Unbegreiflich— 
1) Daumer änderte den Satz so um: „zu sehen gewohnt ist, so gehört dies 
allerdings zu den vielen Unbegreiflichkeiten“ u. s. w.
	        
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