Weibliche Auflage des Joh. Sam. Müller. 389
Begebenheit aus jener Zeit, in welcher Hauser geboren sein konnte.
„In einem gewissen Badeorte (Baden bei Wien), wo ich mich da—
mals befand, war nämlich eine Familie aus Böhmen anwesend,
wovon die Mutter noch jung und schön, aber wahnsinnig war. Ich
forschte nach der Ursache ihres traurigen Zustandes und erfuhr, daß
sie von einer vornehmen, aber unvermögenden Familie herstamme
und die Gemahlin eines angesehenen, aber schon bejahrten Kavaliers
aus guter Familie und Besitzer ansehnlicher Güter und eines großen
Vermögens sei.“ Die Dame wurde schwanger, ihr Kind, ein Knabe,
von den getäuschten Verwandten mit einem Mädchen verwechselt, die
Mutter wahnsinnig.
Endlich machte das Volksgerede sie auf die Gräfin von Arco
(folgt im 15. Kapitel) aufmerksam. Sie forschte weiter nach und
erinnerte sich, die hohe Dame dieser Familie zu jener Zeit,
wo Kaspar geboren worden sein konnte (genau also wie oben!) in
sterreich, wo sie auf Besuch war, schwanger gesehen zu haben. Bald
darauf erfuhr sie, daß die Dame in Ungarn einen Sohn geboren
habe. Darauf aufmerksam, suchte sie „die ganze Geschichte genauer
zu ergründen und entdeckte, daß Kaspar Hauser das leibliche Kind
dieser hohen Dame sei, welches die Dalbon () nach Deutschland ge—
bracht hat. Zu dieser Zeit, offenbart sie weiter, gab ich in Nürn—
berg einige Jugendschriften auf Subskription heraus. Unter den
Subskribenten war auch ein Offizier, welcher sich gegen mich äußerte,
die Schrifte(ln) würden nur wenig eintragen, ich sollte etwas über
—
ich wisse zu wenig von der Sache, darauf sprach er: vermuten Sie
nicht den Vater des Unglücklichen? und zugleich machte er mich auf
den Brief des Burschen an den Rittmeister aufmerksam, zergliederte
denselben mit mir, und äußerte sich, er kenne den Vater, wisse von
seinen früheren Umständen und auch von der Bekanntschaft desselben
mit jener hohen Dame . . .so daß mir endlich über die beiden
Eltern kein Zweifel mehr übrig blieb. Da erschien Stanhope in
Nürnberg, kümmerte sich angelegentlich um K. H. u. s. w. Dicses
gar zu eifrige Benehmen fiel mir auf; ich erkundigte mich näher nach
seinen Verhältnissen u. s. w. Hierauf bedeutete ich Herrn v. Tucher.