Volltext: 1828-1833 (1. Band)

Kaspar von Wessenig. 
die obigen Daten den Argwohn zu rechtfertigen, daß die ganze Er— 
zählung der Frau v. A. vielleicht keinen anderen Grund als den 
ihres Eigennutzes haben möchte. Ein löbliches Kreis- und Stadt⸗ 
gericht wolle daher die Frau von Albersdorf näher stringieren und 
sodann anher eröffnen, ob hier nicht von ihr eine Täuschung versucht 
sei und durch selbe entweder von der wahren Spur der Familien— 
verhältnisse des Kaspar Hauser abzuleiten oder von der Familie von 
Redwitz Geld zu erpressen.“ 
Bei der Obligation von Hildburghausen mag daran erinnert 
werden, daß die sogenannte „Albersdorf“ in den Jahren 1829 und 
1832 auch einen Bruder des Herzogs Ernst J. von Koburg-Gotha 
(f 1844), Herzog Ferdinand — denn ein anderer Bruder, König 
Leopold von Belgien, kann nicht gemeint sein — durch gerichtliche 
Anzeige in die Hausergeschichte zu verwickeln versucht hat. Herzog 
Ferdinand Georg August war 1785 geboren, schon früh in den öster— 
reichischen Militärdienst getreten, hatte 1816 die Tochter des Fürsten 
v. Kohary geheiratet und 1826 dessen große Güter (Herrschaft Filek 
in der Neograder Gespannschaft in Ungarn) geerbt. Man sieht leicht 
ein, wie diese Daten ihm zur Mitwirkung an der Vaterschaft des 
ungarischen Magnaten Kaspar Hauser verhelfen konnten.i) Diese 
Denunziation der Albersdorf war einer der Gründe, warum Kaspars 
Reise nach Gotha im Januar 1833 „im tiefsten Geheimnis gehüllt 
bleiben sollte“'. Hickel zählt diese Gründe in einem Briefe vom 
4. Juli 1848 aus Regensburg an Eberhardt in Gotha nach dieser 
Reihe auf: 1) wegen der Zeitungen, 2) weil Hauser aus Experimenten 
gerne Vorteile gezogen hat, 3) die Entdeckungsreise leicht mit der 
Herzoglichen Familie in Verbindung hätte gebracht werden können. 
Selbst ließ die Denunziantin noch eine andere' Geschichte drucken. 
Nach dem „mißlungenen Mordversuch“ erinnerte sie sich einer 
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i) Die Kombinationswut der Hauferianer verband die Verdächtigung mit 
dem Dorfe Erkersreuth, weil sich dort ein Schloß an der böhmischen Grenze befand, 
von Baireuth 8 Meilen entfernt, das über Erlangen wieder 8—9 Meilen von 
Nürnberg entfernt liegt. Ter Herzog von Koburg kaufte nämlich 1802 das Ritter— 
gut Erkersreuth für 300,000 Gulden von dem Minister von Kretschmann (folglich 
mag er wohl Hausers Onkel gewesen sein?“. Aus Klübers Kasparstudien.
	        
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