Volltext: 1828-1833 (1. Band)

Am 26. Mai 1828. 
Der Polizeirottmeister Johann Christoph Wüst (Röder schildert 
ihn als einen ganz ausgezeichneten, mit scharfem Blick begabten 
Polizeibeamten) kam auf den Einfall, auf einen Zettel zu schreiben, 
daß er seinen Namen niederschreiben und zugleich den Ort bezeichnen 
solle, wo er her wäre. Wüst gab dem Burschen eine eingetunkte 
Feder; dieser kam in die Nähe des brennenden Lichtes, hielt die 
Feder ganz ordentlich und schrieb seinen Namen: Kaspar hauser. 
Auch der Polizeisoldat Joseph Blaimer beobachtete, wie der Bursche 
sehr ordentlich und mit richtiger Haltung der Feder seinen Namen 
„mit einem kleinen h“ geschrieben hat. Den Ort, wo er her sei, 
hatte Kaspar Hauser aber nicht geschrieben. Wüst wies ihm daher 
nochmals seine Aufschrift vor, er antwortete aber deutlich und ohne 
sich zu besinnen: 
„Dös därf ih nit sagn.“ 
Warum darfst du das nicht sagen?“ 
Weil ih's nit woiß.“ 
Hier spielt die in Nürnberg nicht verstandene Bedeutung von 
därfen (derffe) — brauchen, nötig haben hinein (z. B. Gott darf 
unser Lügen nicht): du dèrfst nà sagng (brauchst nur zu sagen), 
ietz dèrf J no' dezue still sey' (muß ich noch dazu still sein). Kaspar 
Hauser wird sich also (in unserer Sprache ausgedrückt) gedacht haben: 
ich kann es nicht sagen (brauche nicht, habe nicht nötig es zu sagen), 
denn ich weiß es nicht. Auch Drohungen mit Stockprügeln brachten 
keinen weiteren Aufschluß. Wüst, der erfahrungsreiche Polizeirott— 
meister einer großen Stadt, der den Kaspar Hauser länger als zwei 
Stunden beobachtet hat („ich glaube nicht, daß ihn ein Mensch ge— 
nauer betrachtet hat als ich,“ sagte er später vor Gericht aus), hielt 
ihn anfangs für blödsinnig, nach den bestimmten (oben mitgeteilten) 
Antworten aber traute er dem Burschen nicht mehr und hielt ihn 
für „hinterlistig,“ eine richtige Ansicht, von welcher er auch nicht 
während der Hauserepidemie in Nürnberg zurückgekommen ist. Der 
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das er mitbrachte, nothdürftig gelesen und auch seinen Namen ge— 
schrieben, worüber ich selbst noch ein Pröbchen aufweisen kann. Sehr bedau're 
ich, daß Du leidend bist, und ich wünsche von Herzen gute Besserung. Dein 
Röder.“
	        
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