O. Dramatische Sprüche.
Die Nachbarin spricht:
Bestattet ehrlich ihn zur Erd',
Der letzten Gab' ist er doch wert.
Er nährte Euch, der wackre Mann.
Geht, schaut, wer klopft da draußen an?
Die Frau thut die Thür auf.
Der Nachbar tritt ein und spricht:
Meine liebe Nachbarin, sagt mir,
Warum Ihr schließt des Hauses Thür,
Ich fürcht', Euch wäre was geschehen,
Drum komm' ich her, es zu besehen.
Die Frau spricht:
Ach, lieber Nachbar, kommt herein,
O weh, des Herzeleides mein,
Mein Mann ist tot, ich bin verdorben,
Wär' lieber all mein Vieh gestorben.
Der Nachbar spricht:
Ich merk', die Lieb war grausam groß,
Die Euch und Euren Mann umschloß;
Wenn gern Ihr lebend ihn wieder hättet,
Wie wär's, wenn Ihr verheißen thätet
Dem frommen Kloster drei Pfund Wachs
Und etwa einen Kloben Flachs,
Vielleicht käm' er vom Tod zum Leben,
Wie's anderswo geschah soeben.
Die Frau spricht:
Die Kosten möcht' ich mir ersparen,
Gen Himmel ist mein Mann gefahren,
Es wäre schade und unrecht,
Wenn ich zur Erd' ihn wieder brächt'.
Der Nachbar spricht:
So hol' ich eine Bahr' sofort,
Drauf man ihn leg' und trage fort,
Dann müssen wir morgen ein Opfer“ ihm halten
Zugleich mit Jungen und mit Alten,
Daß seine Seel' zum Himmel fahr'.
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