Fata Morgana eines Mutterherzens. 263
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sicherrr Hand weiß, niemanden außer der höchstseligen Herzogin
von Gotha-Altenburg unter dem Siegel tiefster Verschwiegenheit über
seinen Stand und sein Woher Auskunft gegeben hat.“ Dorothea
betrachtete am 24. Dezember 1832 Haarlocke und Bildnis, und er—
klärte tiefgeruhrt und weinend: „Gerade so wie diese Locke waren
auch die Haare des Herrn von Guttenberg; wenn ich das Bild be—
trachte, so ist es mir, als sähe ich den Lockenkopf des Herrn von
Guttenberg.“ — Eilig (xeferiert Herr Landgerichtsrat Dr. Jultius
Meyer zu Ansbach nach den ihm vorliegenden Akten), holte sie
eine zu Hause von dem Haupte ihres vormaligen Geliebten aufbe—
wahrte Haarlocke herbei, um diese mit der Haarlocke Hausers ver—
gleichen zu können. Und wirklich, beide Haarlocken glichen einander
in der Farbe. Von nun an sprach Demoiselle Königsheim von dem
Kaspar Hauser nicht mehr anders, „als wenn er ihr Sohn
wäre.“ War der Beweis auch nicht furchtbar schlagend! Giebt es
irgendwo in der Welt Leute, wenn nicht Väter und Söhne, von
gleicher Haarfarbe? Gab es je einen Vater und einen Sohn von
ungleicher Haarfarbe? Kaspar hatte nun, nach Eberhardts Bericht
über die Lockenszene an Feuerbach, aller Wahrscheinlichkeit nach
feine Mutter wiedergefunden. Die interessante Antwort ver—
dient vollständig gelesen zu werden.
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„Ansbach, den 29. Dezember 1832.
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Das Präsidium des Königl. Bay—
rischen Appellations-Gerichts für den
Rezat-Kreis an den Herrn Polizei—
Rat Eberhardt in Gotha.
Der Unterzeichnete ist Ew. Wohlgeboren sehr dankbar für die eben—
so wichtigen, als interessanten Mitteilungen vom 23. und 25. d. Mis.,
deren Verfolg, wie ich nicht zweifle, ein helleres Licht über das tiefe
Dunkel, das über Hausers Schicksal liegt, verbreiten wird, als bis jetzt,
aller Anstrengung einer mehrjährigen Untersuchung ungeachtet, zu er—
langen möglich war. Das Geburtsjahr 1810 stimmt mit dem mut—
maßlichen 22jährigen Alter Kaspars sehr gut zusammen. Daß Geist—
liche, und zwar katholische, an der ganzen Begebenheit einen Haupt⸗
anteil haben, wurde von dem Unterzeichneten schon in seiner Schrift