Volltext: 1828-1833 (1. Band)

Kaspar hat ein Räuschchen. 
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so deutlich zu sehen, beinahe ganz verloren. . . In Beziehung auf 
den Geruch muß ich noch nachtragen, daß er im Februar durch das 
Offnen einer Champagner-Bouteille in seiner Gegenwart und in einer 
Entfernung von 4 bis 5 Schritten nach zirka 5 Minuten wie be— 
trunken (1) und taumelnd aus dem Zimmer geführt werden mußte. 
Heute (also am 5. Dezbr. 1830) geschah es, daß er in ein Zimmer 
trat, in welchem, in Papier eingewickelt, ein Stückchen Kampfer lag; 
er mußte sich sogleich wieder entfernen, indem er den heftigsten 
Krampfhusten bekam.“ Freilich kann Tucher „manche Eitelkeiten“ 
und „kleine, handgreifliche Lügen“ des Wunderkaspar „nicht leugnen.“ 
Auch sind seine geistigen Fähigkeiten „nicht glänzend“ — aber was 
schadet das dem Mythus? Als die eingebildeten Fähigkeiten drei 
Jahre später noch viel weniger „glänzend“ waren, hatte Tuchexr die 
Dreistigkeit, — obgleich er „seit November 1831 ganz außer Verkehr 
mit Hauser gekommen“ — ihn einen Menschen „von außerordent— 
lichen Gaben und Fähigkeiten“ zu nennen. Freilich war er gleich— 
zeitig wieder so naiv auszuplaudern, daß Kaspar es verstand: „mit 
bewunderungswürdiger Gewandtheit die Schwächen derer kennen zu 
lernen und zu benutzen, an deren Gunstbezeigung ihm etwas lag; daß 
er überhaupt sich in alle Menschen zu fügen verstand.“ Dr. Meyer 
nennt dieses Gutachten vom 20. Februar 1834 „zweifelsohne das 
Verständigste, was jemals von einem der Verteidiger Kaspar Hausers 
über diesen geschrieben worden ist.“ Aus der Beschaffenheit dieses 
„verständigsten“ Unfinns kann man auf die hohe Flucht der unver— 
ständigen Kasperianer schließen! 
Diese drei Gutachten wurden nun durch Feuerbach in dem 18. Heft 
der Annalen veröffentlicht. Hitzig sprach dabei die Hoffnung aus, 
daß „Herr Polizeirat Merker, da es ihm nur um Wahrheit zu thun 
ist, den Lesern seiner Zeitschrift den wesentlichen Inhalt der gerichts— 
ärztlichen Gutachten nicht vorenthalten und, dadurch vielleicht selbst 
überzeugt, thun werde, was in seinem Vermögen steht, den bösen 
Schein, welchen seine Schrift auf K. H. geworfen, wiederum schwin— 
den zu machen.“ Merker wird sich köstlich amüsiert haben! Der 
„Einsender“ (Feuerbach) war so wohlwollend, sogar noch mehr Argu— 
mente für den krankhaften modernen Wunderglauben der Romantik
	        
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