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Oder er weilte schon zufällig in letzterer Stadt, als das
Attentat geschah, und nun erwachte in ihm die Neugier.
Der Jüngling, dem er bis dahin wenig oder gar keine Be—
achtung geschenkt hatte, war jetzt der Hauptgegenstand seines
Sinnens und Denkens. In der nächsten Zeit mag er den
Gedanken an ihn sich wieder aus dem Kopfe geschlagen haben,
doch drängte sich dieser, wie es bei Naturen wie Stanhope
leicht vorkommt, ihm später mit so unwiderstehlicher Gewalt
von Neuem auf, daß er keine Ruhe fand, bis er Kaspar
in seinen Händen hatte. 1831 durfte er ihn endlich nach
Ansbach führen. Daß es Herrn v. Tucher nicht willkommen
war, seinen Liebling scheiden zu sehen, ist erklärlich. Dazu
glaube auch ich gern, daß Stanhope den Jüngling schlecht
erzog und allzusehr verwöhnte, vielleicht auch wirklich gegen
seine bisherige Umgebung mißtrauisch machte, damit Kaspar
nur ihm, Stanhope, folgen möchte. Daß Feuerbach, Tucher
u. a. hierdurch gegen Stanhope verstimmt wurden, ist natürlich.
Uebrigens suchte Stanhope, Hauser in Ansbach im Hause
Feuerbachs unterzubringen. Er mußte wissen, daß Feuerbach
an die Hauserromantik glaubte. War nun Kaspar der
Thronerbe Badens, Stanhope einer der Mitwisser und Mit—
schuldigen des Verbrechens an ihm, warum bemühte er sich,
den Knaben gerade bei einem Manne unterzubringen, der
dem Geheimnis auf der Spur war? Lag es nicht näher,
ihn von demselben so weit wie möglich zu entfernen? Denn
daß Feuerbach, wenn er auch vielleicht noch nicht speziell
Baden genannt hatte, doch an fürstliche Abstammung Kaspars
glaubte, konnte man sicherlich aus seiner Thätigkeit und
seinen Aeußerungen entnehmen.
Es gelang nicht, Hauser bei Feuerbach unterzubringen,
sondern er fand bei dem Lehrer Meyer Wohnung und Kost.
Seine religiöse Erziehung leitete der Pfarrer Fuhrmann, wie
aus seiner Schrift über Hauser erhellt, ein liebenswürdiger