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sowenig sagen. Eines Tages aber .... mich ergriff
Furcht .. . . kam ein Mann — ich hatte nie einen Mann
gesehen — zu mir. Er sprach zu mir, er wollte mir das
Gehen beibringen. Stets auf meinem Stroh liegend, hatte
ich mich nie aufgerichtet, ich war nie gegangen: meine Beine
waren so steif, so steif! O! wie weh mir das that! Um
mich aufrecht zu halten, stützte ich mich an die Wand meiner
Kammer, sonst wäre ich umgefallen — dann mußte ich
einen Fuß vor den anderen setzen. Ich hatte zum ersten
Mal Schmerzen; ich weinte. Der Mann zwang mich immer
wieder zu gehen, ich wollte nicht. Er bedrohte mich, ich
gehorchte. Er unterrichtete mich auch im Lesen; eines
Tages brachte er mir einen Rock, einen Filzhut mit breiter
Krempe und führte mich nach Nürnberg. Er verließ mich
vor der Stadt. Das Uebrige wissen Sie.“
Zu Ende des Monats Juli in demselben Jahre wurde
Kaspar dem Doktor Daumer in Nürnberg übergeben,
welcher vielfach mit ihm experimentirte. Von Kaspar redete
damals die ganze Stadt, ja bald auch ein großer Theil
Deutschlands. Der dadurch hervorgerufene Lärm ist unfehl—
bar auch Demjenigen oder Denjenigen zu Ohren gekommen,
welche über den unglücklichen Knaben Bescheid wußten und
ihn eingesperrt hatten; sie hüllten sich natürlich in tiefes
Schweigen und das Geheimniß, wer der Jüngling war,
blieb undurchdringlich.
Man weiß Nichts weiter, als daß eines Abends am
17. Oktober 1828 Kaspar besinnungslos in einer Blut—
lache liegend aufgefunden wurde. Er hatte eine große