Volltext: Kaspar Hauser

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geworfen oder führten bei eingehender Prüfung zur Ent— 
deckung der Handschrift — Kaspar's, womit dessen Rolle 
ein für allemal ausgespielt war. Bedeutender und zugleich 
weniger verräterisch mußte der Handstreich schon sein, und 
da geschah — ein anonymer Mordversuch. 
Das war ein Ereigniß, wie es die Sensationsbedürftigen 
sich nicht besser wünschen konnten. Kaspar Hauser, hieß es, 
wurde am 17. Oktober 1829 im Keller des Hauses, wo er 
wohnte, aus einer Stirnwunde blutend gefunden, lag im 
heftigen Fieber und erholte sich nur ganz allmählich. Nach 
seiner Aussage hatte ihn ein vermummter Mann auf dem 
Aborte überfallen und ihm mittelst eines scharfen Instrumentes 
einen Schlag auf den Kopf versetzt. Als er wieder zu sich 
gekommen war, hatte er nach mancherlei Hin- und Herlaufen 
in seiner Angst sich in den Keller geflüchtet. Der Mörder 
war verschwunden. Eine sichere Spur von ihm wurde nicht 
entdeckt. 
Also Hauser trachteten geheimnißvolle Hände nach dem 
Leben und suchten ihn unter Anwendung großer Vorsichts— 
maßregeln zu beseitigen. Welch' tiefes Geheimnis mußte 
hinter ihm steckeu! Welche Bedeutung mußte an seiner 
Person haften, wenn man das Verbrechen des Mordes nicht 
scheute, um ihn aus dem Wege zu räumen! Durch seine 
bloße Existenz war er anderen gefährlich, diese hatten ihn 
daher seit seiner Kindheit eingeschlossen, ihn später ausgesetzt 
in der Hoffnung, er würde als Unbekannter verkümmern, 
und ihn, als das letztere nicht geschah, zu ermorden gesucht. 
Derartige Maßregeln sprachen für die Vermutung, hoch— 
gestellte, womöglich fürstliche Persönlichkeiten ständen hinter 
dem Geheimnisse, und damit wurde der Verdacht gegen Baden 
bestärkt. 
War der Mordanfall nun so geschehen, wie Kaspar ihn 
schilderte? Außer ihm selbst gab es keinen Zeugen. Beweis—
	        
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