Feuerschutz und Feuerversicherung
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Fahrzeughalle und den Mannschaftsräumen führende Nebentreppenhaus lagert. Die
Ostfront dieses Treppenhauses ist als Steigerhaus ausgebildet. Im rechten Seitenflügel
des Kellergeschosses ist die Schmiede untergebracht. Außerdem liegen in diesem Geschoß
noch die Heizräume für die Badeeinrichtung und die Warmwasserheizung. Der erste Stock
umfaßt das Dienstzimmer des Brandmeisters, Telegraphenzimmer, Tages- und Schlafräume
der Chargierten und Mannschaften, Küche, Wasch- und Baderäume, Akkumulatoren- und
Schaltraum für die Schwachstromanlagen. Das Telegraphenzimmer ist mit der darunter
liegenden Fahrzeughalle durch ein Depeschenrohr verbunden. Durch dieses werden die Feuer—
depeschen in einer Blechkapsel beim Alarm in die Fahrzeughalle befördert, wo sie in einem
neben dem ersten Fahrzeug angebrachten Drahtkorb aufgefangen werden. Der zweite
Stock enthält außer einigen Nebenräumen die Wohnung des Brandmeisters. Vor der
Rückfront des Gebäudes befindet sich in der Höhe des Kellergeschosses ein 14 mm breiter
Hof mit anschließendem schmalen Garten. Vorder- und Hinterhof, die einen Höhenunterschied
von 4m haben, sind zu beiden Seiten des Gebäudes durch Rampen verbunden.
Die Wache besitzt zwei Feuermelderschleifen mit insgesamt 32 Meldern. Mit der Haupt—
feuerwache ist sie durch eine besondere Fernsprechleitung mit Anschluß an das Polizeitelephon—
netz verbunden. Außerdem befinden sich in verschiedenen Räumen der Wache Nebensprech—
stellen; auch Anschluß an das Staatstelephon ist vorhanden.
Zum Betrieb der im östlichen Stadtgebiet befindlichen öffentlichen elektrischen Uhren
ist auf der Ostwache eine Mutteruhr für 6 Linien aufgestellt.
Die Beleuchtung der Wachräume und Werkstätten ist elektrisch.
Die endgültige Inbetriebnahme der Wache konnte wegen Verzögerung in der Lieferung
der beiden automobilen Löschgeräte, Pumpenwagen und Leiter, im Jahre 1912 nicht mehr
erfolgen. Der Löschdienst wurde während dieser Zeit noch von der Hauptfeuerwache aus
versehen, wozu der im Dezember gelieferte und auf der Ostwache untergebrachte automobile
Rettungswagen herangezogen wurde. Dieses Fahrzeug ist von den Nürnberger Herkules—
werken nach Angaben der Branddirektion gebaut worden. Es besitzt reinen Benzinantrieb
(Cardan). Der Motor, Fabrikat der Firma Breuer in Höchst a. M., leistet 30 Pð eff.
bei 1200 Umdrehungen in der Minute. Die höchste Fahrgeschwindigkeit beträgt bei einem
Gewicht des vollbelasteten und mit 5 Mann besetzten Fahrzeugs von 4700 kgꝗ 35 km stündlich.
Die Bereifung ist Vollgummi, einfach. Die Beleuchtung des Fahrzeugs erfolgt durch zwei von
vorn neben dem Kühler angebrachte Autogasscheinwerfer mit Reibungszündern und zwei
seitlich in Höhe des Fahrersitzes angebrachte elektrische Scheinwerfer, welche aus einer mit—
geführten kleinen Batterie gespeist werden. Die Karosserie ist in Torpedoform ausgeführt
und besitzt außer dem Vordersitz für 2 Personen einen weiteren Sitz für 3 Personen. An
diesen schließt sich der kastenförmige Aufbau zur Aufnahme der Geräte an. Dieser enthält
die für Zusammenstöße, Entgleisungen, Bau- und Grubeneinstürze, Unglücksfälle und dergl.
erforderlichen Geräte wie Winden, Flaschenzüge, Brecheisen, Schaufeln, Arte, Drahtscheren,
außerdem einen Sauerstoffschneideapparat und einen Autogasscheinwerfer zur Beleuchtung
von Unfallstellen, ferner Werkzeugkästen und Verbandstoffe. Zwischen den Längsträgern
ist im Chassis ein teleskopartig ausziehbarer Dreibock aus Mannesmannrohr untergebracht.
Auf einem bis über den Vordersitz reichenden festen Verdeck sind außerdem starke Dielen,
lange Einreißhaken und einige Steckleitern verstaut.
Die Anschaffungskosten des Fahrzeuges betragen ohne Ausrüstung 12 250 M.
Die Feuerlöschorduung vom Jahre 1907 und die Dienstordnung für die
städtische Feuerwehr vom Jahre 1889 wurden durchgesehen; eine Bekleidungsordnung wurde
neu aufgestellt.