Full text: Führer durch Nürnberg

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Heute noch, wo, durch so viele moderne Bedürfnisse zur Ausnütz- 
ung der Räume im heutigen Sinne gedrängt, so Vieles umgebaut ist, 
wo mangelnder Sinn für die anheimelnde Schönheit der alten Haus- 
einrichtung so Vieles beseitigt hat, um das Haus zu „verschönern“, 
wo geringerer Wohlstand des Gewinnes wegen so Vieles veräufsert 
hat, ist in Nürnberg kaum ein Haus, das nicht irgend welche anspre- 
chende und malerische Reste zeigte, doch leider auch kaum eines, 
welches den Gesammtcharakter vollständig bewahrt hätte. Als schönes 
Beispiel nennen wir jenes des Freiherrn v. Bibra, eines Kunstfreundes 
and liebenswürdigen Hausherrn, Bergstrafse Nr. 7, und machen im Ueb- 
rigen auf die Modelle derselben, die bekannten Puppenhäuser, deren 
mehrere im germanischen Museum sich befinden, aufmerksam. In den 
meisten Häusern geht Aelteres und Neueres durcheinander, male- 
rische gothische Treppen, Renaissancesäle u. s. w., Giebel in 
schwerem Barokstil bilden ein friedlich sich vertragendes Ganze. 
Der Rococostil hat verhältnilsmäfsig sehr wenig Einflufs auf Nürn- 
berg geübt, doch ist auch er nicht spurlos vorübergegangen, 
Wo fast jedes Haus etwas birgt, das der Besichtigung werth 
ist, ist es schwer, einzelne hervorzuheben. Oft ist eine Kleinigkeit 
wichtiger, oft reizender, oft für die Wiederverwendung passender, 
für die Charakterisierung der alten Zeit sprechender, als das Grolse, 
Wir heben daher nur die allerwichtigsten Gebäude hervor. Für die 
vothische Epoche charakteristisch sind: 
1. Das sog. „Nassauer‘ Haus bei der S. Lorenzkirche, 
Seinen Namen, unter welchem es in der Kunstgeschichte bekannt ist, 
Jankt es einem Einfalle Heideloffs. Das früher an der Stelle ste- 
hiende gehörte 1399 einem Hermann Steiner, 1421 wird Jobst 
Haug, „der die Kemnate baute“, als Besitzer genannt. Unter den 
Wappen des Zinnenkranzes befindet sich das Cilli’sche, das sich wol 
auf die Gemahlin Kaiser Sigismund’s, Barbara v. Cilli, bezieht. 
welche 1414 in Nürnberg sich aufhielt, deren Aufenthalt also wol 
zur Anbringung des Wappens an dem im Baue befindlichen Hause 
Veranlafsung gab. 1527 oder 28 kauften cs die Imhof, 1582 von 
liesen die Schlüsselfelder, Erst 1729 wurde das Schlüssclfelder’sche 
Wappen angebracht. Heute noch ist es Eigenthum der Schlüssel- 
felder’schen Stiftung, 
Auf eine Beschreibung verzichten wir, machen jedoch darauf 
aufmerksam, dafs das Dach ganz in der Weisc der alten Kriegsbau- 
kunst frei über den Zinnen schwebt. Unweit davon steht
	        
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