Inhaltsverzeichnis: Offizieller Bericht über die Verhandlungen des Kunsthistorischen Kongresses zu Nürnberg

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Sparrendachs, gerade über dem Herd, was somit keinen durchgehenden Firstbalken 
erlaubte. Zwischen den Bänken und dem Feuerherd wurden, wenn die Mahlzeit 
oder das Trinkgelage anfıng, dis sonst an der Wand hängenden Tische auf Stollen 
aufgestellt. Wenn in der Halle alles zum Feste geschmückt dastand, müssen die 
bedeutende perspektivische Längenwirkung, die Lichtverteilung und die gesättigten 
Farben prachtvoll gewirkt haben. Die dunklen, gebräunten, vom Rauche besonders 
oben gleichsam schwarzpolierten Wände, die an denselben prangenden farbigen 
Teppiche und blanken Waffen, Schilde, Äxte, Schwerter, sowie die reich gefärbten 
Überzüge der Bänke müssen einen reichen und lebhaften Eindruck gemacht haben; 
vor allem kam aber dazu der malerische Wechsel von Licht und Schatten, am 
Tage durch das reine, einheitliche, nur durch die Dachöffnung einfallende Ober- 
licht hervorgerufen, wobei der Rauch, wie eine leichte Wolke oben schwebend, 
alles mit einem bläulichen Ton umhüllte; abends. wurde die Halle durch das 
fiackernde Licht des Herdfeuers, das tiefe Schatten und rötliche Lichter über das 
farbenreiche Innere ergoss, phantastisch belebt. Die historische Entwicklung jener 
Hallen zu den Formen des neueren Bauernhauses, das wir in Rominten als Motiv 
vorfinden, beruht fast ausschliesslich auf dem Heizungsprinzip. Wir hören nämlich auch 
von zweistöckigen Anlagen in den Königswohnungen des II. Jahrhunderts, die aber 
lurchaus nicht haben geheizt werden können, weil unten sich keine Dachöffnung 
zum Entweichen des Rauches, oben aber sich kein Steinboden für den Herd vor- 
finden konnte. Dieser Umstand führte deutlich zu der Reform in den Wohnungen, 
die König Olaf Kyrre (1066—1093) unternahm, gewiss eine Folge der innigen 
Verbindungen dieses Königs mit den stammverwandten Normannen. die soeben 
England erobert hatten. 
An die Stelle des offenen Herdes in der Mitte der Halle tritt jetzt ein in 
der inneren Ecke aufgestellter sogen. „„Rauchofen“, der sowohl in dem Obergeschoss 
der zweistöckigen, wie in der einstöckigen Anlage angebracht werden konnte; kurz 
nachher hören wir auch thatsächlich von geheizten zweistöckigen Wohnhäusern. 
Gewiss infolge dieser Änderung wurde auch der „Hochsitz‘“ nach der kurzen 
Hinterwand verlegt, wo ein gemütlicher Platz neben dem Öfen entstanden war. 
Indessen war der Rauchofen eben kein grosser Fortschritt; er hatte nämlich — 
man lache nicht — keinen Rauchfang! Der Rauch entwich fortwährend durch die 
Halle und die Öffnung im Dache. Die Vorteile dieses viereckigen Steinkastens 
waren nur, dass erstens der obere Stock geheizt werden konnte und dass zweitens 
die Ofensteine die Wärme andauernder machten. Darum wurden diese Öfen nur 
in dem holzärmeren westlichen Norwegen, nicht aber im holzreichen Ostlande 
heimisch, und wir können längs dem Langfjeld eine bestimmte Grenze zwischen 
dem Gebiete der Rauchofenstuben im Westen und dem der Stuben mit offenem 
Herd im Osten ziehen. 
Bis um das Jahr 1600 herrschten diese zwei Stubenformen neben einander 
im Osten und Westen. Endlich entwickelte sich von den Städten her, wo der 
Rauchfang schon seit Jahrhunderten gebräuchlich war, zuerst im Osten, die zweite 
Reform, die Heizung durch „Peis‘“, d.h. mit Rauchfang versehenen offenen Öfen 
die „Peisstuben“ - Periode beginnt. 
„Peis‘“ (mittelalt.: latein.: pisalis, altfranz.: poisle, neufranz.: po&le, poile, 
altdeutsch: phiesel, plattdeutsch und holl.: piesel, peese, pees, schwed.: spis, norweg.: 
3speis, peis) ist ein nach vorn bis gyecen zwei Drittel der Wandhöhe offener Kamin.
	        
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