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ebnet, um darauf ein würdiges Denkmal für Hans Sachs zu er-
richten. Das ließ nicht lange auf sich warten. Einer rein äußerlichen
Anregung verdankt die deutsche Literaturgeschichte die erste wirk-
liche und auch würdige Hans-Sachs-Biographie. Durch die Töne des
Liedes „Warum betrübst du dich, mein Herz“ wurde Salomon Ranisch,
Jer Hans Sachs für den Verfasser des genannten Liedes hält, an-
veregt, sich eingehender mit dem gering geschätzten Meistersänger
zu befassen. Am 9. Juni 1740 hielt er bei seinem Abgange von
der Schule zu Chemnitz eine Abschiedsrede, in der er Hans Sachs
reiches Lob spendete, und erntete dafür Beifall. Er kam an die
Universität Leipzig zu einer Zeit, da Gottsched noch auf der Höhe
seines Ruhmes stand und von diesem besonders wurde der. Student
Ranisch in seinem Vorhaben, Hans Sachsens Leben zu beschreiben,
ermuntert und gefördert. Gottscheds Teilnahme blieb dem Hans-
Sachs-Forscher auch fernerhin erhalten, im Jahre 1749 wurde er
sogar durch einen Besuch des Literaturgewaltigen in Altenburg
geehrt.! Zweierlei war es hauptsächlich, was Ranisch drängte, seine
Arbeit, für die er neun Jahre gesammelt hatte, zu veröffentlichen :
ainerseits der Umstand, daß „der geneigte Verfasser des Wörter-
buchs der schönen Wissenschaften“ * das zu erhoffende Buch „bereits
angekündigt“ hatte, anderseits seine Aufnahme in „die berühmte
Jeutsche Gesellschaft zu Altdorf“ (Ranisch S. 4, 5). Von Altdorf
aus hatte der schon genannte Will, der auch in seinem „Nürn-
bergischen Gelehrten-Lexikon“ (3. Th., Nürnberg, 1757) bereits eine
Lanze für Hans Sachs eingelegt hatte, seinem Freunde Ranisch „vieles“
zur Lebensbeschreibung Sachsens beigesteuert.?* So erschien denn —
der Deutschen Gesellschaft zu Altdorf gewidmet — 1765 in Altenburg
die „Historischkritische Lebensbeschreibung Hanns
Sachsens ehemals berühmten Meistersängers zu Nürn-
berg“ von Salomon Ranisch. Der Verfasser war damals erster Pro-
fessor des Friedrichsgymnasiums zu Altenburg und Mitglied mehrerer
gelehrten Gesellschaften. Wert und Bedeutung der von Ranisch verfaßten
Lebensbeschreibung liegen darin, daß der Verfasser in ausgedehntem
Maße Quellenmaterial gesammelt und verarbeitet hat. Der Text des
1 Waniek, Gottsched, S. 552, 269.
2 Gemeint ist Gottscheds Handlexikon oder Kurzgefaßtes Wörterbuch
der schönen Wissenschaften, Leipzig, 1760.
3 Will. Bibliotheca Norica, Pars III., Altdorf, 1774, S. 169.