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sieht man beim Hinausgehen aus dem Schloßhof links eine
alte steinerne Figur. Es ist der Denkstein eines sächsischen
Gesandten Glansdorf, welcher aus der eingestürzten Prediger—
kapelle dahin gebracht wurde.
Die Besichtigung der Burg ist gegen angemessene
Vergütung stets möglich und versetzt immer in sehr ernste
Gedanken über das Geschick der deutschen Kaiser, die fast
alle hier gewohnt haben.
Auf der Abendseite der Burg liegt der Schloßzwinger,
vormals ein beliebter öffentlicher Gesellschaftsplatz. Man
gelangt dorthin durch die Straße rechts vom Himmels—
thor. Der Schloßgarten ist immerhin eines Besuches
werth. Von da führt eine steile Treppe an dem soge—
nannten Pilatushaus vorbei. Von hier aus zählte Ritter
Martin Ketzel die Schritte und ließ darnach die schönen
Krafft'schen Stationen setzen. Er war selbst 1468 in Pa—
lästina mit dem Sachsenherzog Albrecht gewesen und hatte
sich dort die Entfernungen nach den traditionellen Be—
zeichnungen aufgeschrieben; als er das Verzeichniß auf
der Heimreise verlor, ging er mit dem Herzog Otto von
Bayern 1472 zum zweiten mal hin. Diese Stationen gehen
vom Thiergärtnerthor aus die Seilers- jetzt Burgschmiet—
gasse hinab bis an den Kirchhof, wo Kreuzigung, Kreuz—
abnahme und in der Holzschuherkapelle Grablegung sich
finden. Sie sind in neuester Zeit unter der Leitung
Kreling's zum Theil restaurirt worden. Gegenüber
Albrecht DZürerHaus. Dr. Campe, der Verfasser von
Dürer's Reliquien *), beantragte als Magistrats-Rath bei
*) Dürer's Reliquien sind nunmehr Verlag von J. L. Schrag
(G. Schrag, kgl. Hofbuchhandlung), Königstraße 18, nächst der Lorenz—
kirche.