Nürnberg,
i. Einleitung. Geschichtliches.
Kaum eine zweite Stadt Deutschlands dürfte einen so
durchaus eigentümlichen Eindruck auf den Reisenden machen
wie Nürnberg, die ehemalige Reichsstadt. Wenn man die
wohlerhaltenen, turmreichen, über 12 m hohen Mauern vor sich
sieht, um die sich ein 30 m breiter, 16 m tiefer, gemauerter
Graben zieht, und vielleicht am dämmernden Abend durch
eines der Thore in die erkergeschmückten Gassen tritt, über
welche die hohen, spitzen Giebel ragen, so glaubt man sich
in ein vergangenes Jahrhundert zurückversetzt und erwartet
jeden Augenblick, aus einer der wunderlich verzierten Thüren
ein Kind in altdeutscher Tracht heraustreten zu sehen oder
einem ehrsamen Patrizier und Kaufherrn, in schwarzem
Mantel und Wams, das kurze Schwert an der Seite, zu be-
gegnen. Doch die mittlerweile angezündeten Gaslaternen
und elektrischen Lampen sowie die erleuchteten Schaufenster
der vielen Verkaufslokale erinnern uns wieder daran, dass
wir im 19. Jahrhundert stehen.
Nicht noch einmal in Deutschland finden wir eine
Stadt, in der uns die Geschichte unseres Volkes und seine
Grossthaten in so lebendiger Weise entgegentreten wie in
Nürnberg, wo Hans Sachs gesungen und Albrecht Dürer ge-
malt hat. Hochberühmt stand Nürnberg im Mittelalter als
Handelsplatz da, und noch heute ist es die erste Industrie-
stadt Bayerns; Künste und Wissenschaften. fanden hier eine
Griebens Reise-Bibl.: Nürnberg. VIT.