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Die Stadt war im 16. Jahrhundert auf der höchsten
Stufe ihrer Entwickelung angelangt. Handel und Gewerbe
hatten sich zur reichsten Blüte entfaltet, Künste und Wissen—
schaften waren zu einer Bedeutung emporgestiegen, wie kaum
anderswo im deutschen Reiche. Glänzende Namen treten uns
hier entgegen: Albrecht Dürer, der größte deutsche Maler, dessen
Lehrer Michel Wolgemut, der Bildhauer Adam Kraft, der
Erzgießer Peter Vischer, der Bildschnitzer Veit Stoß, der
Goldschmied Wenzel Jamnitzer, der Glasmaler Veit Hirs—
bogel, der kühne Seefahrer und Fertiger des ersten Globus
Martin Behaim, der große Staatsmann Wilibald Pirk—
heimer, der gelehrte Regiomontan, der berühmte Meistersinger
und Dichter Hans Sachs und andere.
Wichtige Erfindungen, wie die Sackuhren, „Nürn—
berger Eier“, genannt, durch Peter Henlein, das Drahtziehen
durch Rudolph, die Windbüchse von Lobsinger, gingen von
hier aus.
Die Reformation fand in Nürnberg bald Eingang.
Um der Lehre in den humanistischen Studien eine Stütze
zu gehen, wurde auf Melanchthons Rat und Zuthun das
Gymnasium errichtet. Nach dem zweiten markgräflichen
Kriege wurden die vier großen runden Türme 1555— 1568
don Jörg Unger gebaut. Die Entdeckung des Seeweges
nach Ostindien war von ungünstigem Einfluß auf Nürnbergs
Handel, der später durch die schweren Folgen des dreißig—
jährigen Krieges ganz lahm gelegt wurde. Der Bau des
neuen Rathauses (1616—1622) war die letzte Kraft der
sinkenden Verwaltung. 1649 und 1650 brachte der Friedens—
'ongreß und die Friedensfeier der Stadt noch einmal frohe
und erhebende Feste, die in dem Friedensmahl auf dem
Rathaussaal und in dem Friedensbankett auf dem Schieß—
»latze zu St. Johannis ihren Höhepunkt erreichten. Die
Folgen des dreißigjährigen Krieges zeigten sich in dem un—
aufhaltsamen Verfalle der städtischen Finanzen. Die Stadt
zing mehr und mehr dem Bankerxott entgegen und sah sich
zeitweise außer Stande, die Renten von den auf der Losung⸗
stube angelegten Kapitalien auszuzahlen. In Handel und
Gewerbe trat eine traurige Stagnation ein. Durch die