Volltext: Nürnbergs Bedeutung für die politische und kulturgeschichtliche Entwickelung Deutschlands im 14. und 15. Jahrhundert

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den Weg zum Besseren anzubahnen schienen. Die Bedeutung 
Nürnbergs als eines Reichsmittelpunktes wurde von ihm beson— 
ders dadurch anerkannt, daß er daselbst im Jahre 1500 den 
Reichsrath oder das Reichsregiment etablirte, einen aus allen 
Klassen der Reichsstände gebildeten Ausschuß, welcher unter des 
Kaisers oder seines Statthalters Vorsitz viermal jährlich zur 
Handhabung des Landfriedens, Vollstreckung der Kammergerichts⸗ 
urtheile und Berathung der zum Schutze nach außen zu ergrei— 
fenden Maaßregeln in Nürnberg zusammenkommen sollte.*) 
Wenn sich dieses Reichsregiment auch nicht lange erhielt und 
auch unter Carl V. nur vorübergehend zur Geltung kam, so 
wurde doch dadurch in den Nuͤrnbergern selbst das Bewußtsein 
ihrer Stellung zum Kaiser und Reich von Neuem angeregt und 
lebendig erhalten, wie sie denn auch, wenngleich der Reformation 
sofort aus vollem Herzen zugethan, doch bei deren Einführung 
mit großer Mäßigung verfuhren und die Einladung zu allen 
Bündnissen beharrlich ablehnten, welche ihnen auf eine Schwaä— 
chung der Kaiserlichen Autorität abzuzielen schienen. — 
Was der Stadt Nuͤrnberg aber im 15. Jahrhundert einen 
besondern Nimbus gewährte und ihr auch reiche Früuchte trug, 
war die Aufbewahrung der Reichsinsignien und Reichsheilig— 
thümer daselbst. Diese Kleinodien hatten vordem ein unstätes 
Dasein geführt und zuweilen wegen verzögerter oder verweigerter 
Herausgabe Seitens der im Besitze Befindlichen den Hauptzweck 
ihrer Bestimmung, bei der Krönung die ganze Füuͤlle der Kaiser— 
lichen Majestät zur Anschauung zu bringen, verfehlt. Nachdem 
sie unter Carl IV. und Wenzel in Prag, dann in Carlstein und 
zuletzt auf dem Schlosse Plindenburg bei Ofen verwahrt worden, 
beschloß Siegismund in der Einsicht, daß es unpassend sei, die— 
sen alten Reichsschatz außerhalb Deutschlands zu haben, im 
Jahre 1423 selbige zur ewigen Verwahrung nach Nürnberg brin— 
gen zu lassen, wo sie unter der Führung der Patricier Sigmund 
*) Siebenkees Materialien zur Nürnbergischen Geschichte Band J., S. 7I.
	        
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