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Bedingungen zu schaffen, unter welchen dasselbe auch sicher und ganz
erreicht werden könnte.
Der Verfasser hat bei dem ersten Lehrertag der bahyerischen
Seminar- und Präparandenlehrer zu München (1876) als Referent
über die Frage: „Ob die Bestimmungen des K. A. Normativs vom
Jahre 1866 1) in Bezug auf die vorgeschriebenen Lehrfächer und
2) in Bezug auf den Grad der Vertiefung und den Umfang des
Stoffes entsprechen? zweimal mit „Nein“ geantwortet. Weil 1) im
Lehrplan eine fremde Sprache fehlt, und weil in dem letzten Bildungs—
jahr zu viele Gegenstände nebeneinander betrieben werden müssen,
so daß der pädagogischen Fachbildung (wie schon 1849 Dr. Jakobi
kflagte) nicht genügend Raum bleibt. 2) Weil die bunte Menge des
Lehrstoffes in der kurzen Zeit weder zur Klarheit, noch zur Wahr—
heit, noch zur freien Selbstthätigkeit, in der Präparandenschule nur
zu leicht zur Zurichtung für die Aufnahmsprüfung, im Seminar nicht
zu einem wahrhaft pädagogischen Interesse führe. Daher fordere die
Rücksicht auf eine gründliche Ausbildung des künftigen Lehrers —
aeben Verlängerung der Bildungszeit 1) — die unbedingte
i) Gelegentlich des genannten Lehrertages hat der Verfasser auch über
die Frage: „Ob es besser, wenn Präparandenschule und Seminar organisch mit
einander verbunden sind, d. h. eine Anstalt unter einem Vorstand bilden,
oder ob es sich empfiehlt, die Trennung beider beizubehalten? referiert und
dabei folgende Thesen (s. Pädagogische Studien von Dr. Rein. Neue Folge
1881) aufgestellt:
1. Die organische, örtliche und räumliche Verbindung der Präparanden—
schule und des Seminars unter einem Vorstand hat Vorteile: a) In Hin—
sicht auf die Erziehung, welche, weil aa) länger in denselben Händen liegend,
eine genauere Kenntnis des Zöglings und bby) eine richtigere Behandlung er—
möglichend, sich ec) zu einer durchgreifenden Wirkung konzentrieren müßte;
b) in Hinsicht auf den Unterricht, welcher aa) auf Grund eines einheitliche—
ren Lehrplans in besserem Zusammenhang und bb) nach dem Grundsatz der
Arbeitsteilung von tüchtigen Fachlehrern gründlicher und wissenschaftlicher be—
trieben werden könnte; c) in Hinsicht auf die Inspektion und Aufsicht
über die Präparandenschulen, da aa) die Inspektion dann immer einem Fach—
mann übertragen werden und bbh) der bisher zwiefachen und vielleicht zwie—
spältigen Aufsicht über die Präparandenschulen ein Ende gemacht würde.
2. Diese organische Verbindung hat Nachteile: a) Betreffs der Er—
ziehung, welche aa) immer in denselben Händen liegend, die Gefahr der Ein—
seitigkeit in sich birgt; bb) durch die lange Abgeschlossenheit dew Jugend nur
noch mehr zur Kastenerziehung versteinern und die Jugendnatur notwendig da—
hin führen würde, das Leben, statt mit freiem Blicke, nur durch die gefärbte