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dieses Drängen und Abkürzen, damit doch alles in dem Zeit—
raume von zwei Jahren durchgejagt werde. —
Wie soll das alles haften, sich ordnen und zur nötigen Klar—
heit kommen, seine Beziehung auf einander, zur Person, zum Leben,
zum Berufe gewinnen! — Und nun die Meinung, daß man das
alles studiert und sich wirklich angeeignet habe, weil man doch von
allem etwas zu sich genommen! Referent war Jahre lang derselben
Ansicht ..
Und soll denn der Lehrer nicht einen Gegenstand so gründlich
und tüchtig erfassen, daß er sein ganzes Leben lang daran sich auf—
erbaue und für seinen Geist eine Nahrung und Arbeit habe?
Woher sonst, als von dieser Oberflächlichkeit, kommt später die
Unlust und das Unvermögen zum Selbststudium, weil eben der junge
Mensch nicht geübt ward, seine zersplitterte Kraft zu fixieren und zu
konzentrieren.
Verfasser dieses (Thomas) hat einst den Jammer selbst er—
fahren; wohin er wollte, stellten sich ihn Berge entgegen. — Mit
der Entgegnung aber, daß man eben so vielerlei nicht treiben, sich
auf eine geringere Anzahl von Lehrfächern beschränken sollte, ist zu—
mal bei den unabweisbaren Anforderungen unserer Tage nichts
gesagt; das meiste ist unerläßlich für den Beruf des Lehrers, das
andere fordert das unerbittliche Urteil von ihm, wenn er auf Bil—
dung Anspruch machen will.“
Diese gewiß interessanten Urteile des ehemaligen Pfarrers Th o—
mas 1) beziehen sich auch noch auf das Normativ von 1836, das die
) Mit besonderer Genugthuung sei hier ein zweites Urteil von einem
Beistlichen wiedergegeben, der ebenfalls Schüler des Altdorfer Seminars (1830)
war und auch aus Erfahrung sprechen konnte. Dr. Rabus, vormals Pfarrer
in Helmitzheim (später Stadtpfarrer und K. Kreisscholarch in Ansbach und
als solcher öfters v. d. K. Regierung v. M. mit der Visitation des hiesigen Seminars
betraut), sagt in einer 1848 in Nürnberg erschienenen wissenschaftlichen Ab—
handlung „Über die Volksschule und ihr Verhältnis zur Kirche“: „Das
schwierigste Problem ist eine gründliche Bildung der künftigen Lehrer. Daß
die bisheriger durchaus ungenügend sei, erklären mit Recht diejenigen am
lautesten, welche sie selbst genossen haben; sie mußte zur Vielwisserei und Un—
gründlichkeit führen und zum großen Teile allen denen lebenslänglich anhängen,
welche nicht Lust und Gelegenheit hatten, nach der eigentlichen Bildungszeit
das Versäumte nachzuholen.“ — Ein weiterer Theologe, Dr. Friedrich Jacobi,
schrieb, nachdem er 14 Jahre am Altdorfer Seminar als II. Inspektor gewirkt, dann