Des Sreundes Treue.
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diese Eure Predigt gehet mir ans Herz. Ich fühle mich gehoben,
und noch heißer brennet in mir die Begier nach Kampf und
Ruhm.“
Und nun redeten die drei beim Wein noch lange mit
einander von dem bevorstehenden Kriegszug, und der Frau Cres—
rentia ward dabei das Herz immer fester und getroster.
Am folgenden Morgen rief das Heerhorn die Krieger zum
Aufbruch.
Wieder war's die Hallerwiese, wo die Fähnlein sich sam—
melten. Die Aufstellung war bereits erfolgt, aber noch fehlte
der Hauptmann. Da endlich kam er gesprengt, und lauter
Zuruf der Mannen grüßte ihn.
Ehe er aber noch an das Heer heran war, bemerkte er in
der vordersten Reihe der Volksmenge den Meister Dürer und
winkte ihn zu sich heran.
Er sah sehr erregt aus, seine Wangen glühten und seine
Augen waren leicht gerötet.
„Hinter mir liegt eine schwere Stunde“, bekannte er. „Es
hat einen harten Abschied gegeben. Ich meinte, das Herz
meiner Crescentia wäre fest geworden, doch siehe, da ich vor sie
hintrat mit dem Scheidegruß, da ward sie von neuem schwach,
und das Herz entfiel ihr, daß es mir schwer ward, mich ihren
Armen zu entwinden. So befehle ich sie Euch und Eurer ge—
treuen Fürsorge. Erbarmet Euch ihrer, verlasset die Einsame
nicht, nehmt Euch ihrer liebreich an. Vielleicht bin ich auch
bald wieder da, vielleicht sind die trutzigen Kuhmäuler schnell ge—
züchtigt. Sende ich nun keinen Boten aus dem Felde, so sei
Euch das ein Zeichen, daß die Sachen wohl stehen. Gehet es
mir aber übel, so schicke ich Botschaft, und zwar an Euch, auf
daß meine Crescentia es aus Eurem Mund erfahre; alsdann
wird sie mit der bösen Kunde zugleich Euren Trostspruch be—