lassen), ebensowenig wie die Menschheit, welche in vorgeschichtlicher Weise
zuf diesem — damals noch kaum so unwirtlichen — Strande hauste, Ver-
schiedene Gräberfunde, Skelette in hockender Stellung u. a., verhalfen zu
dem triftigen Schlusse?), dafs diese Ureinwohner der Aymarä-Rasse vom
Titicaca-See angehört haben.
In der zweiten der beiden vorgenannten, in Wien gedruckten Arbeiten ®)
hat sich Bibra das mittlere Chile und dessen Schilderung vom naturwissen-
schaftlichen Standpunkte aus zum Ziele gesetzt. Nachdem er die geo-
znostische Struktur der Berge nächst Valparaiso beschrieben und eines eigen-
ümlichen Überganges von Granit in Gneis erwähnt hat, sucht er durch
Jie Existenz gehobener Muschelbänke das Ansteigen der Küste wahrschein-
ich zu machen. Dafs er die Anden als Resultat eines gewaltigen Hebungs-
arozesses auffafst, ist nur natürlich *), denn nur ganz schüchtern und ge-
‚egentlich wagte sich in jenen Tagen eine andere Deutung des Wesens
der Gebirgsbildung hervor. Im übrigen darf das geologische Gemälde,
welches er von dem riesigen Hochgebirge entwirft, dessen Vertikalerhebung
ar anfänglich kaum recht begreifen konnte®), ein naturwahres und lebens-
volles heifsen. Mit Genugthuung hebt er hervor, dafs die Neuspanier sich von
ainer Moränenlandschaft ganz dieselbe Vorstellung gebildet haben, die so-
eben in Europa, dank den Bemühungen der Glazialgeologen, Boden zu ge-
winnen sich anschickte ®). Weiter wollen wir aufmerksam machen auf die
ı) v. Bibra, Die Algodon-Bay, S. 32 ff.
2) Ebenda, S. 36 ff.
8) v. Bibra, Beiträge zur Naturgeschichte von Chile, Wiener Denkschriften,
Mathem.-Naturw. Klasse, 1853, II, S. 73 ff.
4) A. a. O., S. 91 ff.; Reisewerk, 2. Band, S. 29 ff. Wir zitieren wörtlich einige
Sätze, die übrigens in packender Weise den Hergang ausmalen, wie er sich einen
gläubigen Jünger des »heroischen« Zeitalters der Geologie (v. Zittel, Geschichte der
Geologie und Paläontologie bis Ende XX. Jahrhunderts, München-Leipzig 1899, S. 76 ff.)
darstellte. »Im allgemeinen mufs ich wiederholen, was ich schon früher ausgesprochen,
dafs das Ganze den Eindruck macht einer unendlichen Menge der verschiedenartigsten
Formen von Porphyren, Doleriten, Dioriten, Melaphyr- und Trachytgebilden nebst
allen Verwandten ihres Stammes, welche wild über- und durcheinander aus der Tiefe
emporgeschoben worden sind, sich teilweise durchdrungen haben, teilweise wieder
zusammengestürzt oder durch furchtbare Erschütterungen gespalten worden sind,
während aus diesen Spalten neue Massen hervordrangen, welche stellenweise wieder
ein ähnliches Schicksal erlitten.« Rein morphographisch kann die Korrektheit dieses
Bildes auch ein Anhänger der Schrumpfungstheorie anerkennen.
5) Reisewerk, 1. Band, S. 248.
N 6) Ebenda, 2. Band, S. 32. »Hoch oben auf dem Gebirge, wo schon zwanzig
bis dreifsig Fufs hoher fester Firnschnee lag, habe ich eine Moräne getroffen, welche
ein wahres mineralogisches und geologisches Kabinett der Umgegend bildete; diese
Moräne war indessen noch ziemlich weit vorgeschoben in die jetzt nicht mehr mit
immerwährendem Schnee bedeckte Region und gab Zeugschaft von der Richtigkeit
der Theorien, die unsere Geognosten aufgestellt haben. Ich fragte den einen der
Knechte, wie diese Menge von Steinen wohl dorthin gekommen sei, und er gab mir
zur Antwort: »Das thut der Schnee«. Mit Vergnügen hörte ich im fernen Lande
ınd aus dem Munde eines einfachen Mannes die Bestätigung der Ansichten unserer