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Nürnberg aus der Hand Friedrichs III. den Dichterlorbeer
empfing: ein damals noch höchst bedeutsamer Akt; denn
Celtis war ‚der erste Deutsche, dem diese Ehre wiederfuhr;
wenige Wo chen später erschien eine Sammlung ‘“Proseuticon’,
in der Celtis alle auf die Krönung bezüglichen Urkunden
und Gedichte zusammengestellt hatte, bei Creussner in
Nürnberg. Wichtig sind ferner die persönlichen Be-
ziehungen, die Celtis damals und bei wiederholten Nürn-
berger Besuchen 1491, 92, 93, 94, mit den Mitgliedern des
Nürnberger Humanistenkreises anknüpfte. Jenes Pros-
eutikon übersandte er schon 1487 dem Dr. Hieronymus
Münzer; Johannes Löffelholz, den er Janus Cocles taufte,
stand er so nahe, dass er ihm schon bei Lebzeiten seine
Grabschrift dichtete; seinem Freunde Sebald Schreyer,
‚Sebaldus Clamosus’, hat er eine seiner schönsten Oden
(IL, 23) gewidmet und ihm auch zu praktischen Zwecken
Epigramme und Bildergedichte geliefert, wie es auch
sonst an Denkmälern ihres Freundesbundes nicht fehlt;
Peter Dannhauser betraut ihn mit der Abfassung einer
poetischen Grabschrift auf den verstorbenen Nikolaus Gross,
den alten Gönner Sigismund Meisterlins, und bezahlt seiner-
seits Celtis’ Schulden; mit Dietrich Ulsen steht er später
wie mit Schreyer in einem freundschaftlichen Briefwechsel,
der sich auf die intimsten Dinge bezieht!). Man kann
sich denken, was dieser Mann den Nürnberger Humanisten
bot: die Erlösung vom humanistischen Philisterium, in das
die eben schüchtern recipierte neue Weltanschauung in
den Mauern des patrizischen Nürnbergs noch gebannt war,
den Ausblick auf all die Konsequenzen des modernen Ge-
dankens, die der weitumhergeworfene freie Gelehrte sich
in. ungehemmter eigener Entwicklung zu eigen gemacht.
oder vom jungitalienischen Humanismus überkommen hatte.
1) Auf die späteren Beziehungen gehe ich hier nicht ‚ein.