same Vergnügungen veranstaltet, an sich nur erlaubte Mittel, die Sicher—
tellung der materiellen Lage lollte durch Verträge und Bildung ge—
meinsamer Korporationen mit der Prinzipalität geregelt werden, wie sie in den
schon erwähnten Staaten zustande gekommen sind und noch existieren. Schon die
'm Bundesstatut vorgezeichnete Art und Weise der VRegelung der Arbeitsver—
hältnisse, des Lehrlingswesens usw. beweist, daß der Gutenberg-Bund nicht daran
dachte, die Gehilfenschaft zu einseitigen Zwangsmaßregein gegen die Prinzipalität
zu veranlassen oder die selbständige Verfügung irgend Jemandes über sein
Eigentum zu beschränken. Der Bund wollte vielmehr durch die Vereinigung der
Prinzipale und Gehilfen die Interessen beider Teile alliieren und die seit der Auf—
hebung des Postulates gestörte Eintracht derselben wieder herstellen. Dies ist die
Summe aller Bestrebungen des Gutenberg-Bundes. Niemand kann ihn heimlicher
Tendenzen zeihen und nochmals erwähne ich den einen beherzigenswerten Punkt,
daß das Bundesstatut ausdrücklich festsetzt, daß der Bund sich jeder Einmischung
in politische oder öffentliche Verhältnisse zu enthalten habe. Die zahlreichen
richterlichen Untersuchungen haben erwiesen, daß er diese Bestimmung nirgends
oerletzt hat, denn wo man ihn auch anklagte, ist nach Durchführung der Vor—
antersuchung entweder sofort auf Einstellung des Strafverfahrens erkannt und
folgenweise auch die polizeiliche Suspension des Bundes wieder aufgehoben
vorden oder bei etwa beschlossener Verweisung zur richterlichen Aburteilung eine
richterliche Freisprechung erfolgt.
Was nun die Stellung und die Ceilnahme Rürnbergs an den angeführten
Bestrebungen betrifft, so dürfte folgendes hervorzuheben sein: War irgendwo ein
fruchtbarer empfänglicher Boden für zeitgemäße Verbesserungen in unseren inneren
Verhältnissen, so war es hier und in der ganzen Umgegend. Alle die ange—
deuteten Uebelstände waren hier in so hohem Grade vorherrschend, daß mit einer
gründlichen Abhilfe und Einführung weiser zeitgemäßer Einrichtungen nicht länger
gezögert werden durfte, wenn nicht Prinzipale und Gehilfen dem voraussichtlich
zewissen Ruin mehr und mehr entgegengeführt werden sollten. Vergeblich suchten
erinzelne durch Talent und Wissen hervorragende Nänner eine Verständigung durch
wohlgemeinte Vatschläge herbeizuführen, sie scheiterten an der Engherzigkeit und
der unbegreiflichen Verblendung Einzelner. Da erschallte der RVuf der Heidel—
derger elektrisierend und belebend auch in unseren Kreis. Wie durch Zauber—
schlag waren die heterogensten Ansichten und Wünsche, das Chaos unbestimmter
Hoffnungen und Bestrebungen einem gemeinsamen Siele entgegengeführt und in
Harmonie mit den wirklichen Bedürfnissen gebracht. Der Jubel, das freudige
Jauchzen der Menge über die nahende Morgenröte einer besseren Zeit übertönte laut
und mächtig alle Sonderinteressen und das in der Geschichte der Buchdruckerkunst
seit langem nicht gebotene Schauspiel eröffnete sich überraschend dem ruhigen Be—
obachter, daß selbst die erbittertsten Gegner sich versöhnend die Hand reichten, um
rüstig an dem zu beginnenden Baue mitzuwirken. Die Mainzer Versammlung
aahte heran. Es vereinigten sich daher sämtliche Buchdrucker des Kreises in
einer hier abgehaltenen Zusammenkunft, um die gegenseitigen Interessen zu er—
oͤrtern, infolgedessen ein Mandat für den nach Mainz zu sendenden Deputierten
erlassen wurde. Herr Faktor Behr wurde mit dieser Mission betraut und auf
ausdrücklichen Wunsch auf Kosten der Prinzipale nahm derselbe die Sendung an.
Mit spannender Erwartung und fieberhafter Ungeduld richteten sich alle Augen
auf die Ergebnisse dieser Nationalbuchdruckerversammlung. Als sie endlich er—
schienen, als man sich über das Inslebentreten derselben schlüssig machen mußte, er—
kannte man rasch die Unausführbarkeit einzelner Beschlüsse. Sie hatten jedoch das
zlückliche VResultat, daß zwischen Prinzipalen und Gehilfen eine Verständigung
angebahnt und eine Lösung der Fragen bezüglich des Tarifes., der Arbeitszeit und
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