Metadata: Predigten am dreihundertjährigen Todestage Philipp Melanchthons, dem 19. April 1860

die Erlaubnif erhalten, an der Univerfität Tübingen als 
öffentlider Lehrer aufzutreten, und, noch nicht 22 Jahre alt, 
wurde er nad Wittenberg berufen, um. Dort in feltenem und 
nie gelofertem Freundfhaftsbunde mit Luther und andern 
treiflichen, frifd aufftrebenden Männern in gewaltiger Zeit eine 
außerordentliche Thätigkeit für Lehre und Unterricht zu. ent 
wideln. Obfdhon Teiblid eine Keine, unadhtdare Perfon, den 
Martinus, wie ein Zeitgenoffe fi ausdrüct, mit ganzen Ach- 
feln übertraf, war er doch nach BVerftand, Gelehrfamkeit und 
Kunft ein großer ftarfer Nies und Held, fo daß einen ver- 
wundern möchte, wie in einem fo Keinen Leib cin fo unüberz 
fehlidher Berg von Weisheit und Kunft verfhloffen Kege. Da 
faßen zu feinen Füßen Profefforen aller Facultäten, Luther 
felbft, Fürften, Grafen, Barone, Gcebildete aller Stände, auch 
aus Frankreich und England, Ungarn und Sicbenblrgen, Po- 
fen und Dänemark, Böhmen und Italien, ja felbft aus Griechen: 
land Zamen die Jünger der Wiffenfchaft und Hörten der Kiebz 
fichen, geiftvollen, zierliden Rede des großen Meifters- zu, 
wenn er die Schrift erkfärte, wenn er die Meifterwerke der 
Srichen und Römer dolmetfchte, wenn er auf dem weiten 
Sebiete der Mbhilofophie die Gedanken auf das Klarfte ent: 
wickelte und in fließender Sprache, in unnadhahmlicher Einfach 
heit mit der einnehHmendften Milde vortrug, und der Saal, in 
dem er feine Vorlefungen hielt, war oft von 2000 Zuhörern 
gefüllt. 
Es ift mir nicht vergönnt, fheure Freunde, in Diefer Weife 
Einzelnes zu berichten von feiner reihen fchriftftellerifhen 
Thätigkeit, von feinen berühmten Bifitationsartifeln, von feiner 
Hausfchule, in welcher Jünglinge in großer Anzahl zu Lehrern 
Herangebildet wurden, von feiner TIhätigkeit in Errichtung 
AHriftliher Schulen Höherer und nicderer Art, wie er denn auch 
1525 vom Nürnberger Senate durch Hieronymus Paumgärtner
	        
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