die Erlaubnif erhalten, an der Univerfität Tübingen als
öffentlider Lehrer aufzutreten, und, noch nicht 22 Jahre alt,
wurde er nad Wittenberg berufen, um. Dort in feltenem und
nie gelofertem Freundfhaftsbunde mit Luther und andern
treiflichen, frifd aufftrebenden Männern in gewaltiger Zeit eine
außerordentliche Thätigkeit für Lehre und Unterricht zu. ent
wideln. Obfdhon Teiblid eine Keine, unadhtdare Perfon, den
Martinus, wie ein Zeitgenoffe fi ausdrüct, mit ganzen Ach-
feln übertraf, war er doch nach BVerftand, Gelehrfamkeit und
Kunft ein großer ftarfer Nies und Held, fo daß einen ver-
wundern möchte, wie in einem fo Keinen Leib cin fo unüberz
fehlidher Berg von Weisheit und Kunft verfhloffen Kege. Da
faßen zu feinen Füßen Profefforen aller Facultäten, Luther
felbft, Fürften, Grafen, Barone, Gcebildete aller Stände, auch
aus Frankreich und England, Ungarn und Sicbenblrgen, Po-
fen und Dänemark, Böhmen und Italien, ja felbft aus Griechen:
land Zamen die Jünger der Wiffenfchaft und Hörten der Kiebz
fichen, geiftvollen, zierliden Rede des großen Meifters- zu,
wenn er die Schrift erkfärte, wenn er die Meifterwerke der
Srichen und Römer dolmetfchte, wenn er auf dem weiten
Sebiete der Mbhilofophie die Gedanken auf das Klarfte ent:
wickelte und in fließender Sprache, in unnadhahmlicher Einfach
heit mit der einnehHmendften Milde vortrug, und der Saal, in
dem er feine Vorlefungen hielt, war oft von 2000 Zuhörern
gefüllt.
Es ift mir nicht vergönnt, fheure Freunde, in Diefer Weife
Einzelnes zu berichten von feiner reihen fchriftftellerifhen
Thätigkeit, von feinen berühmten Bifitationsartifeln, von feiner
Hausfchule, in welcher Jünglinge in großer Anzahl zu Lehrern
Herangebildet wurden, von feiner TIhätigkeit in Errichtung
AHriftliher Schulen Höherer und nicderer Art, wie er denn auch
1525 vom Nürnberger Senate durch Hieronymus Paumgärtner