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gegen; endlich entschied ich mich vorläufig davon
abzustehen, denn von so grossem cultur- und litérar-
geschichtlichem Interesse Neidharts Diehtung und also
auch der Schwank des Hans dachs ist, und so viel-
fach die Begebenbeit mit der Geschichte Wiens anch
verknüpft ist, so liegt ihr doch ein historisches Moment
aicht zu Grunde, und gerade in diesem Sinne scheint
mir mein Programm bestimmte Grenzen 2zu riehen.
Doch hätte ien mieh auch entschlossen, diesmal aus
dem Rahmen herauszutreten, so würde wieder die Form
der Diechtung diesem Unternemen entgegen gestan—
Jen sein.
Ich gehöre zwar nicht zu jenen Literaturbistori-
kern, welche das deutsche Fassnachtspiel desshalb
verwerfen, weil in ihm Volkwitz und Volkshumor in
derben Worten zum Ausdrucke gelangt, ja, ich stimme
vollkommen in die Worte Karl Weinholds ein:
„Diese Wit,e sind derb, die Zoten untfläthig, aber
durch ihre Offenheit und Kraft weniger verderblich,
als die lüsternen Zzweideutigkeiten späterer und heu—
tiger Possen und sogenannter Lustspiele.“ Doch hier
iwang der Stoff sehon den Dichter zur freieren Sprache,
und Hans Sachs ist darin gewiss zu weit gegangen;
dass er diesen Missgriff selbst empfunden, bezeigt
der Schluss des Spiels, wo er Jäckel den Narren
zprechen lässt:
Also endt sich das Veydhart Spil,
Vnd ob wir jhm hetten zuvil
Gethan, mit wercken oder worten
Bitt wir verzeyhung an dem orten;