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Aufnahme von Findel- und Waisenkindern beiderlei Geschlechts
bestimmt, worin dieselben Aufsicht IJ Erziehung „Kost, Wohnung
und Kleidung erhalten. Im Jahr 1671 brannte das Gebäude
theilweise ab. Die Kleinen sind in dem Findelhaus in jeder
Beziehung gut versorgt und die Anstalt ist reich dotirt, wozu
auch die 1639 verstorben e Kaufmannswittwe Elis abetha Krauß
das Ihrige redlich beigetragen. Alle Jahre werden die Waisen⸗
kinder am St. Johannistage auf den Kirchenhof geführt, um
am Grabe der verstorbenen Wohlthäterin ihren Dank zu beten.
Vom Jahr 1821 bis 1822 wurden die in Verfall gerathenen
Gebaͤulichkeiten wieder hergestellt und der verstorbene Dr. Campe
hat darum seine besonderen Verdienfte, denen er noch die Stif⸗
iung von 20600 fl. hinzufügte. Die Haͤlfte der aus diesem Ca—
pitale erwachsenden Zinsen Wirb zur jahrlichen Feier der Ein—
weihung des hergest ellten. Gebaͤudes, am 4. Dezember, verwendet,
die andere Hälfte ist zu einem Stipendium für einen Knaben
der Anstalt bestimmt, der Anlagen zu irgend einem Zweige der
bildenden Künste verräth. Die Zahl der aufzunehmenden Kin⸗
der ist auf hundert als Maximum festgesetzt. Auf das Gebäude
selbst werden wir später zurückkommen.
Früher hatte man um Nürnberg herum mehrere Siechko⸗
bel, zur Unterbringung v on Aussätzigen, z. B. bei St. Johannis,
St. Leonhard, St. Jobst und St. Peter. Das 1796 gestiftete
Lazareth St. Sebastian war dagegen für Pestkranke bestimmt,
und später wurden syphilitische und andere Eckel erregende
Kranke darin aufgenommen, aber diese Anstalten, so wie auch
einige in der Stadt bestehende bekamen nach und nach andere Be⸗
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