Metadaten: Zu Nürnberg

14 
um ihr Töchterchen stand und sie hatte einen heiligen Zorn auf den 
Junker Georg. Eindringlich warnte sie Käthe vor ihm. 
„Vornehme Herren haben niemals gute Absichten, wenn sie 
allzu freundlich mit einem armen Mädchen sind,“ sagte sie, „merke 
Dir's und handle darnach. Es wäre Dein Unglück, Kind, 
schautest Du den Ullmer mit begehrlichen Augen an.“ 
Käthe wußte, daß die Mutter recht hatte, sie trug auch 
keinerlei Hoffnung im Herzen, dem jungen Manne jemals näher 
zu kommen. Aber gerade diese Hoffnungslosigkeit machte sie 
oft traurig; sie liebte den ritterlichen Junker zu heiß und zu 
tief, um wunschlos entsagen zu können. Das kleinste Zeichen 
seiner Huld beglückte sie innig und weckte ein namenloses Sehnen 
in ihrer Brust. So lebte sie Tag und Nacht von ihrer Liebe 
träumend, bald glückselig, bald todestraurig gestimmt, dahin, 
bis ihr eines Tages eine Botschaft zu Ohren kam, die sie im 
höchsten Maße erregte. 
Junker Georg Ullmer sollte auf Freiersfüßen gehen und 
eine reiche schöne Tucherin sollte es sein, die sein Vater ihm 
als Ehegemahl bestimmt habe. Käthchen erschrak bis in's Innerste 
ob dieser Kunde. Hatte sie auch nie für sich selber gehofft, so 
hatte sie doch nicht mit der Möglichkeit gerechnet, daß eine 
Andere den Platz an der Seite des Geliebten ausfüllen könne. 
Die ganze Nacht hatte sie schlaflos gelegen, geweint und 
gebetet, daß ihr dieser Kelch vorübergehe. Dann war sie in 
aller Morgenfrühe hinaufgeeilt in das Kirchlein, das ihr das 
liebste war von allen Gotteshäusern und hatte Trost gesucht in 
des Predigers Worten; dabei war ihr die Erkenntnis gekommen, 
daß es nur ein richtiges Gebet für sie gebe, nämlich das, daß 
der Herr ihr die Kraft verleihe, die unselige Liebe aus ihrem 
Herzen zu reißen. 
Und nun, da sie allein auf des Altares Stufen kniete, rang 
sie mit sich, das Schwere zu vollbringen, flehte sie zum Erlöser 
um Stärke und Hilfe in ihrer Not. Aber sie fühlte, es würde 
vohl lange dauern, bis sie sich selbst bezwungen. Heute namentlich
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.