Volltext: Mein Kriegs-Tagebuch vom 29. Juli bis 1. September 1870

ihüße wmejentlidh unterftüßt, die mit Kartätfdhen, felbjit no) dem 
Yufanteriefeuer ausgefekt, Dem BVordringen der feindliden Infanterie 
bedeutenden Widerftand Teifteten. Die zweite Kompagnie, flankfirt durch 
die bereits oben erwähnten Umftände, zog fi theilmetfe auf die erfte Kom: 
pagıte nad) recht8 zurück, ein zweiter Theil befetzte die äußerfte Parklifiere 
und feiftete unter Ankämpfen gegen Bedeutende Uebermacht hier energifchen 
Widerftand. Zahlreidhe Verlufte während der Stellungsänderung , fowie im 
weitern Verlauf des Gefechte lichteten die Neihen, und der Verkuft vieler 
Chargen nachte weitere Kompagnie = Operationen unzuläßig. Der Komman- 
darut des Bataillons, {tet in erfter Vinie fid) aufhaltend, beorderte, da insbe: 
jondere fpäter auch der rechte Flügel der erften Kompagnie bedroht fchien, um 
circa 3 Uhr auch die dritte Kompapnie zum Gefecht, der bald der Scharf- 
(Hübenzug und die ganze 4. Kompagunie zur Abwehr der ji immer vergrö- 
Zernden feindlihen Mafjen folgen mußten. Die 3. Kompagnie Hatte bei ihrem 
erften Vorgehen bedeutende Verlufte an Offizieren und Mannfcdhaften, zwang 
aber den Feind, die vorliegende, Feine Höhe theilmeife zu verlaflen; nur ein 
auf der Höhe ftehendes Häuschen blieb ftark befebt, auf das der Scharf hüben- 
zug, unterftüßt durch den 1. Zug und eine Abtheilung der 4. Kompagnie, 
zinen Bajonnetangriff unternahm und den NReft der nod) hier poftirten Fran: 
zofen zurücmwarfen. Ob des Heitigen dahin gerichteten Mitrailleujen = Feuers 
fonnte die Rofition nicht dauernd gehalten werden, die dortkjelbit Stehenden 
mußten fig Fämpfend auf die urfprünglidhe Stellung zurückziehen. Sin zweiter 
Berfuch auf denfelben Punkt, bei dem auch andere Üotheilungen mit eingriffen, 
endete mit gleidhem Nefultat, da der allgemeine Sefechtsgang die Stellung zu 
jehr ijolirte. Die 4. Kompagnie, als Unterjtüßung des erften Halbbataillons 
hei Beginn beftimmt, verftärkte die Stellung der 3. Kompagnie und blieb dort, 
bis der Munitionzmangel einerfeit3, das Eindringen der Franzojen in Baları an: 
deverfeits das Bataillon zwangen, rüdmwärtige Stellung einzunehmen. Im Ort felbit 
(ebhaft aus den Häufern befchofien, wurde mehrmals gegen den nachdringenden 
Segner erfolgreiher Widerftand geleiftet, biz endlid) Theile des 1. Korps ein: 
trafen, eine neu aufgefahrene Batterie ihr Feuer eröffnete, am rechten Zlügel 
Preußen (Sachjen) jidhH anfchloffen, und mit friihen Kräften die Franzojen auf 
Sedan zurücwarfen. 
Die Verlufte des Bataillon8 betrugen an Todten 3 Offiziere, 36 Mann; 
an Bermundeten 6 Offiziere (darunter der Bataillons- Kommandant) und 96 
Mann; an VBermipten 12 Mann, in Summa 153 Mann bei einem Stande 
don menig über 800 Kombattanten. Der im Verhältnif größte Verkujt war 
bei der 2. Kompagnie, die 4 Offiziere (1 todt, 3 vermundet) und 43 Mann 
in dem an 41% Stunden mährenden Kanıpfe einblüßte. 
Die dumpfe Schwüle im Zimmer veranlaßte mich, mich inZ Freie tragen 
‚u lafjen; ih murde auf etwas Stroh gelegt, das vor dem Haufe aufgelhüt- 
tet war. Lange Reihen von Verwundeten lagen auf den Trottoirs, alle mög- 
icgen Waffengattungen der hier im Kampfe gemwejenen Nationen. Todtenftille 
herrichte im Dorfe und uur felten entrang fid ein Stöhnen der Bruft eines 
Schwerberwundeten. 
Ein altes Weib, mit einem Bündel unter dem Arın, durdhfHritt die Dorf: 
traße und grinjte Höhnifh auf die Oruppen und Reihen der hier Kegenden 
Deutjchen, IH Komitee nicht jehen, daz fie irgend Jemanden etmwa3 zu Leide 
hat, aber ihre Frabe allein brachte mein Blut in Wallunag, und wäre ich
	        
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