Volltext: Mein Kriegs-Tagebuch vom 29. Juli bis 1. September 1870

2 Stimmen verfhwinden, welch Lektere denjelben für den Wbend beftimnıt wif: 
len wollten. 
In unferer Stellung Fonnten wir, als fidh endlidHh die Atmofphäre Kärte, 
den ganzen Verlauf der Schlacht fehen und verfolgen, und nie werde ih den 
Anblick diefes fhauerlidh-[Hönen Panoramas vergefjen Fönnen. Vor uns, die 
an der Maas liegende Feftung an mehreren Stellen bereits Kichterloh brennend, 
um fie der fi immer mehr engende Gürtel der im Kampfe ftchenden Korps, 
der Anmarfch der nad) und nach in das Gefecht einrüdenden deutihen rup- 
ven, alles lag im BereihH unfjerer Sehweite, und mit bemwafinetem Auge konnte 
man theilmeije aud) den Einzelnheiten des MRiefenkanıpfes folgen. Dazu kam 
noch das Lebendige Bild des Vordergrundes, die mit fieberhafter Haft arbeitende 
Artillerie, Ordonnanzen, Trupp3 von fliehenden Einwohnern, die ihre Herden 
und beften Habfeligkeiten in Sicherheit zu bringen fuchten — das Ganze um: 
rahmt von Pulverrauch, belebt dur das wahrhaft furchtbare beiderfeitige 
Feuer — ein Anblict, der fih mehr fühlen als bejdhHreiben läßt. 
Ungefähr um Mittag brachen wir auf und marjchirten über Noyer8 an 
die Maas. Die Einwohner des leßteren Ortes Hatten fi begreiflidherweije 
Alle geflüchtet. Mur eine alte Frau, laut in einer vor ihr aufge[hlagenen 
Bibel lefend, war vorhanden; ihr Haus wurde, ob des Jammers der Ma: 
‘rone, nicht betreten, Als die Sonne divekt ober uns ftand, Kamen wir an die 
tHeilweife zerftürte, über die Maas führende Sifenbahnbrücke, auf der wir das 
jenfeitige Maasufer erreichten. Hier zeigten Heden, Häufer und Straßen des 
Ortes Bazeilles das Bild des anfänglihen Kampfes und viele Todte, meift 
bayerifche, bezeidhneten den Weg, auf dem unfere Truppen vorgerüct waren. 
Dinter den Heden und Zäunen fagen allerdings auch viele in Gefecht gefallene 
Hranzojen, doch waren diefelben für uns meift unfichtbar. Wir gingen jÜdlich 
um Bazeiles hHerum und gewannen erft in dem ein Nilometer von Sebdan ent: 
jernten Dorfe Balkan wieder die Hauptitraße. 
In Balan wimmelte es von Vermundeten und Gefangenen, weld) Erftere 
noch fortwährend bedeutend Zuwachs erhielten. 
Wir follten das nordweitliH von Balan pojtirte 8, Yägerbataillon, das 
fi verfhofjen Hatte, ablöjen, und die 1. und 2. Kompagnie ging daher in den 
bis au die Straße reidhenden Park am äußerften Ende Balans, erftere rechts, 
leßtere links, vor. Im Park wurde ich als MNeferve Fommandirt und folgte in 
angemefjener Entfernung meiner Plänflerlinie, Neber uns ging eine wahre Jluth 
on Kugeln hinweg, was ein fortwährendes Inittern der Baumzweige 
und deren Enthlätterung Ghervorrief. Dichte Heden, ohne mir bekannte 
Ausgänge, uußten durchhauen werden, um gefchloffen folgen zu kSnnen. 
Ze näher wir der Feuerlinie Famen, defto mehr wurde das Kommando 
von dem furchtbaren Feuer übertäubt, Noch bevor ih felbft Befehl zum Bor: 
rücden in die erfte Linie erhielt, plabte dicht über meinem Kopie eine Shrap- 
nel’8, zerriß einen Baunmftanmum und tödtete die neben mir gehende erfte Motte 
meines Zuges, der dadurch bedeutend in Unordnung Fanmı. Wieder verfperrten 
Heden den Weg und verzögerten das Vordringen, bis eine Lücke zum Durch: 
ilüpfen hHergeftellt mar. Beim weiteren Nvanciren fhlop fi ein preuß. Lieute: 
nant mit feinem Zuge an. Wir begrüßten uns, nannten unjere Namen und — 
im nächften Augenblit fiel er mit durdhihoffenem Kopf in eine Hecke, End- 
lich erreichten mir den Ausgang, und im Vauffchritte giug eS vor, bis die erfte 
Tirailleurkette erreicht war, die ih mit meinen Leuten nach linfs verlängerte. 
Bor ung war eine in MNauch verhüllte Abtheilung, die von Sinigen für 
Preußen aehalten wurde. Auf des Hauptmanns Befehl Erody ih noch ein
	        
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