Volltext: Versuch einer grammatischen Darstellung der Sprache des Hans Sachs (1. Theil)

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Allgemeines über Aussprache, Schrift und Reim, 
. 
L Zur Feststellung der Aussprache, unter welcher irgend 
ein Wort in früherer Zeit in dieser oder jener Gegend in Umlauf 
war — eine für mundartliche Forschung besonders wichtige und 
gleich schwierige Aufgabe —, dienen uns vor allem zwei Handhaben: 
was zunächst liegt, die sichtbare Gestalt, in der das betreffende 
Wort aus jener Zeit überliefert ist, die Schreibung desselben, 
und weiter, wenn das Glück günstig ist, die Reime, welche die 
Wörter binden und nach den Gesetzen der Reimkunst uns auf den 
Klang derselben schliefsen lassen. — Leider sind beide Handhaben 
für Werke der Zeit, welcher H. S. angehört, weder zureichend noch 
zuverlässig. 
Um mit der Schreibung zu beginnen, so herrscht darin eine 
berüchtigte Willkür und Ungleichmäfsigkeit; und wenn auch Un- 
geheuerliches in den Drucken des H. S. nur selten, in den Manu- 
scripten wol gar nicht sich findet, so verdient doch auch H., 8. 
Orthographie den Namen einer streng phonetischen nicht. — Zur 
Uebersicht möge eine kurze Zusammenstellung derselben folgen; 
doch gilt nirgends mehr als hier: Keine‘ Regel ohne Ausnahme. 
Rein graphischer Art, für die Aussprache ganz ohne Be- 
lang ist die Verwendung der Doppelconsonanten, die in den 
Drucken (A) sehr häufig, in S nur sparsam vorkommen. Sie stehen 
ohne Unterschied nach und vor Consonanten, nach langen, wie 
nach kurzen Vocalen. Am beliebtesten scheint damals und schon 
im vorhergehenden Jahrh. die Verbindung ff und ck gewesen zu 
sein, die auch S nicht verschmäht, besonders nach I], n und r. 
[Bsp. aus A: lauffen, straffen, teuffel und tewfel, schlaff, schaff 
Schaff, hoff und hof; tiffer tiefer (I1 119), kiferbeis und kiefferbes (11108); 
hecklein Häkchen; scharpff, fünff, helft, starck, lanck etc. — aus 
S: zwanck, kranck; klopfft, dürfft, puelffer, auch haffen.] Eben so 
unzertrennlich findet sich tz in A, während in S immer z, nur 
vereinzelt cz. [Bsp. aus A: herte, holtz, fünfftze, seufftzst (1II 120); 
S: herz, holz, sezen, ergezen, schaz, beschuezen; iz und icz.] — Die 
Liquiden, auch t und p verdoppeln sich in A am liebsten zwischen 
Vocalen, deren erster kurz, während im Auslaut und vor consonant. 
Suffix (nach mhd. Weise) das einfache Zeichen den Vorzug hat: 
Ss
	        
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