Zach unferer heutigen Schulfprache haben wir in Ddiefer
Realitudienanftalt Fein Realgymnafium, fondern eine Oberreal:
jchule vor uns. Aın Ende des Jahrhunderts find wir wieder
bei der Forderung angelangt, deren Realifierung bereits der
Anfang Ddesfjelben gefehen, einer realiftifchen Dollanftalt ohne
£atein. Damals fchon griff man, wie heute wieder, nach
Furzem Beftande zum fakultativen Lateinunterrichte zurücd. Die
$rage liegt nahe, Fann eine wiffen{chaftlich vollwertige Bildung
der Kenntnis des Lateinijchen überhaupt entbehren? Die
Realjtudienanftalten wurden am 24. Auguft 1816 Knall und
Sall aufgehoben unter dem DVorwande, eine Mehrung des
mathematifchen Unterrichtes in den Studienanftalten laffe fie
entbehrlich erfcheinen.
Dem Niethammerfchen Studienplan folgte 1824 der
Miegiche, der fich dem der alten Zefuiten{chulen wieder näherte,
bis mit dem Chierf{chifchen von 1829 das neuhellenifche Bildungs:
ideal auch in den bayerifchen Gymnafien feinen Einzug hielt.
Die 2 Haffigen Realfchulen follten in fog. höhere Bürgerfchulen
umgewandelt werden, die aber vollftändig Gemeindefchulen
wären, daher eines gemeinfamen £ehrplanes entbehrten. Der
Staat entfchlug fich alfo jeder Pflicht, für einen höheren
WMittelfjchulunterricht außerhalb des Rahmens der gelehrten
Schulen Sorge zu tragen. Bekanntlich ftagnierten Gewerbe
und Handel in der erften Hälfte unferes Yahrhunderts in auf:
fälliger Weife, die Städte blieben in ihrer Entwicklung zurück.
Diejem SZuftand entfprach vollftändig die Vernachläffigung des
höheren bürgerlichen Unterrichtswefens.
Man muß es der Stadt Nürnberg nachrühmen, daß fie
dem allgemeinen Schulverfalle aus eigner Kraft zu fteuern
fuchte. Xamentlich zwei Männern gebührt hier das Merdienft,
dem Rektor Mönnich und dem 2. Bürgermeifter Yohannes
Scharrer.*) Scharrer, von Haus aus Kaufmann, erwies fich als
ichulorganifatorifches Talent eriten Ranges. Er würde, an die
*) Dergl, über Scharrer Hagen S, 16 bez. 30 ff., dazu Hagen in
feiner Feitfchrift über die ZTürnbera-Fürthber Eifenbahn.