Metadaten: Albrecht Dürer

Der Prediger in der Müste. 
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und Mönche, links das von jenen verführte Volk, aus dessen 
Mitte — bezeichnend genug — ein Weib mit einem Kind im 
Arm anklagend auf die Verführer zeigt: Fluch euch, die solchen 
Jammer über uns gebracht! 
Dürer wollte dem Freunde das folgende Blatt reichen, 
aber dieser wehrte ab und stand in tiefes Sinnen verloren: er 
konnte von dem Bilde noch nicht fort. „Fürtrefflich, Albrecht!“ 
rief er aus, „fürtrefflich hat es Eure Hand gemacht! O, das 
ist eine gewaltige Predigt, und jedes Kind, jedes Bäuerlein 
wird sie verstehen. Ungeduldig harre ich dem Tag entgegen, da 
Ihr Euren Mund aufthun werdet zum Zeugnis wider die, so 
die Schuld tragen an dem großen Verderben der Zeit.“ 
Und nun ging die Besichtigung weiter. Das sechste Blatt 
zeigte die vier Engel, welche den Winden wehren, und die Ver— 
siegelung der 144000 Heiligen; das siebente die Verteilung der 
Posaunen an die sieben Engel und die Plagen, welche die fünf 
ersten verursachen; das achte die Wirkung der sechsten Posaune, 
nämlich die Lösung der vier am Euphrat gebunden liegenden 
Engel, welche den dritten Teil der Menschen töten — dieses 
von ganz besonderer Schönheit und ergreifender Gewalt. 
Das neunte stellte den starken Engel dar, welcher dem Jo— 
hannes das Buch zu verschlingen giebt, das zehnte das Sonnen— 
weib mit dem Kinde, welches von dem siebenköpfigen gekrönten 
Drachen bedroht wird; das elfte Blatt den Kampf des Erz— 
engels Michael mit dem Satan und seinen Drachen; das zwölfte 
die Anbetung der beiden dem Meere entstiegenen Ungeheuer, 
darüber Gott auf dem Thron mit der Sichel und die Engel, 
welche sich zur blutigen Ernte schicken. Das dreizehnte Blatt 
brachte dann die Hochzeit des Lammes, ein Gemälde, welches 
nicht weniger als ein halbes hundert Köpfe auf kleinem Raum 
zusammenfaßte. Das vierzehnte zeigte die große babylonische Hure,
	        
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