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zahlreichen Sammlungen sind durchgängig keine Originale. Zwei
grössere Bildwerke werden auf Dürers Vorzeichnungen zurückge-
führt. Eine Federzeichnung in den Uffizien giebt ziemlich frei das
Grabdenkmal des Grafen und der Gräfin von Henneberg wieder,
welches Peter Vischer für die Stiftskirche in Römhild gegossen hat
Die Reliefs in der Fuggerschen Grabkapelle zu Sankt Anna in Augs-
burg hängen auf das engste mit den berühmten Täfelchen Dürers
Samsons Philisterschlacht und Christi Auferstehung 1510 zusammen.
Doch erscheint es nicht wahrscheinlich, dass Dürer diese Blätter
mit Rücksicht auf ihre spätere plastische Ausführung entwarf, Die
zanz vollendete Technik in dem Diptychon vom Jahre 1510 schliesst
den Gedanken an eine Skizze unbedingt aus.
Wir besitzen allerdings mehrere von Dürers eigener Hand ge-
rissene Entwürfe zu Denkmälern (im dritten Buche der Geometrie). „Es
begiebt sich,‘ schreibt er, „dass man in Schlachten ein Feld erobert,
dass man dann ein Gedächtnis oder eine Säule an der Stätte, da
man die Feinde erlegt hat, aufrichtet. Oder es will jemand eine
Viktoria aufrichten darum, dass er die aufrührerischen Bauern
überwunden hat. Oder es möchte endlich welcher einem Trunken-
bold auf sein Begräbnis ein Gedächtnis setzen“. Für alle diese Fälle
macht Dürer neue Vorschläge und erläutert sie mit flüchtigen Umriss-
zeichnungen. Zu dem Kriegerdenkmal setzt er auf einen hohen
Steinsockel Mörser und Büchse, lässt dann Bafesen und Harnische
folgen und krönt das Ganze mit einem reichen Helmschmuck. Den
Sieg über die Bauern symbolisieren allerhand aufeinander gestülpte
landwirtschaftliche Geräte, Haberkasten, Kessel, Butterfass, eine aus
Hauen, Dreschflegeln und Mistgabeln zusammengesetzte Trophäe
und zu oberst auf einem Schmelzhafen ein „trauretter‘“ Bauer, von
einem Schwert durchstochen. In ähnlicher Weise werden Bier-
Fässer, Trinkgläser, Speisckörbe zur Vercwigung des Trunkenboldes
herangezogen. Selbst wenn man zugicbt, dass solche Vorschläge
nicht ernst gemeint sind, -—. Dürer selbst nennt sie abenteuerlich -
muss der Mangel an plastischer Gestaltung auffallen. Sie beweisen
eine reiche erfinderische Kraft, halten sich aber innerhalb der
Grenzen elementarer Formen. Die Zeichnungen sehen sich auf dem
Papier ganz gut an, würden aber in körperlicher Ausführung im
grossen nur eine recht schwache Wirkung üben.
Je vertrauter man mit Dürers Kunstgedanken wird, desto deut-
licher gewinnt man den Eindruck, dass schliesslich doch nur die
Malerei sein ganzes Herz ausfüllt. Wenn er von der Kunst spricht.