Volltext: Albrecht Dürer

der Wiener kaiserlichen Galerie mit dem halb liegenden Christkind auf 
den Armen, welches eine durchgeschnittene Birne in der Linken 
hält, 1512 datiert, ist das einzige nennenswerte Gemälde in einer 
längeren Reihe von Jahren. Aber auch hier kann man sagen, dass 
nicht die Abrundung der Töne, die malerische Modellierung, sondern 
die Feinmalerei namentlich der Haare und des Schleiers der Ma- 
donna die Bewunderung des Beschauers wachruft. Solche Fein- 
malecrei verstand aber Dürer mit viel einfacheren Mitteln bis zur 
höchsten Vollendung zu treiben. Davon legen zwei ursprünglich 
zusammengchörige und als Täfelchen eingerahmte kleine Papier- 
zeichnungen vom Jahre 1510 Zeugnis ab. Sie stellen über schmalen, 
mehr dekorativ gehaltenen Friesen in den Hauptbildern Samsons 
Sieg über die Philister (Berliner Kabinet) und Christi Auferstehung 
(Albertina) dar. Grau in grau mit der Feder gezeichnet und mit 
dem Pinsel vollendet lassen die beiden Blätter trotz des kleinen 
Formates und der dürftigen Farbmittel die Lebendigkeit der Hand- 
lung, die Kraft des Ausdruckes, selbst die Reize blendender Licht- 
wirkung (Auferstehung) nicht vermissen. Die Kunst der Fein- 
und Kleinmalerei ist ihm ein freies Spiel geworden. Man möchte 
sagen, er zeichnet wie gestochen. Auf dem Samsonblatte, wo im 
Vordergrunde der jüdische Herkules gar grimmig auf die Feinde 
losschlägt, bringt er im Hintergrunde noch andere Episoden aus 
dem Leben Samsons an, im winzigsten Massstabe, aber doch so 
scharf und klar gezeichnet und durch die richtige Perspektive so 
wenig störend, dass man seine helle Freude an der Redseligkeit 
des Meisters hat, mag sie auch wie ein Nachhall aus älteren Zeiten 
klingen.
	        
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