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Erfte8 Kapitel,
Meijter ihre SGefänge vortrugen, hier die Gedenkbücher,
in welde fie eigenhändig ihre preisgekrönten Gedichte ein:
trugen. Nürnberg hat im Sturme, der das alte deutfGe
Reich niederwarf, viel von feinem Schmuce verloren.
Daß diefe Hinterlaffenfhaft der Meifterfänger, welde bis
1790 unberührt erhalten worden war, fpurlos verfhmand,
ift gewiß nicht zum FHeinften heile das {Hmerzlichite. Hans
Sachjens Werke find größtentheils dur den Druck erhalten
und auf der Stadtbibliothek finden fi no werthHoolle An:
benfen an ihn, an ‚die wir feines Orte8 erinnern werden.
Unmittelbar an Ddiefe Höchfte Blüthezeit Nürnbergs
reiht fi aber der Anfang des Verfalles der Stadt. Der
30jährige Krieg Brachte für Nürnberg eine Kette von
Leiden, deren Nadwehen bis auf unfere Tage herauf
fühlbar geblieben find. Nürnberg Hatte 1599 eine Be:
bölferung von 100,000 Seelen; 1699 war diefe bis auf
20,000 Menfdhen Herabgefommen; Handel und Gewerbe
maren erftorben und die Stadt Ffriftete durch das 18.
Jahrhundert ein Fümmerlihes Dafein: fie Iebte von den
NReften, fie zehrte von dem Nuhme ver Vergangenheit.
Wohl fehlte e8 in Nürnberg au in dem traurigen 17.
und 18. Jahrhundert nie an Männern,‘ welde fi
dur wiffenfhaftlidhe Bildung auszeidhneten und Freunde
der Kunft waren; aber ihrer waren zu menig und der
Geift des Volkes ein zu entarteter, als daß e8 je zu ei:
nem nachhaltigen Aufjdwunge der Kunft, des Handels
und ber Gewerbe Hätte Kommen fönnen. Guftav AWdolph
hatte bie Stadt vor dem Schieffale Magdeburg8 gerettet,
aber e8 Blieb nur die leere Schale. Im Senate fpreizte
fi der Stolz und Nebermuth der Vatrizier, im Volke
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