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Schreinergesellen zu halten erlaubt war, die ihm zugegangenen Aufträge herunter,
>hne die leiseste Ahnung von einem höheren Berufe der Kunst, als der war, dem
Willen und den Intentionen der Auftraggeber auf das strikteste nachzukommen.
Wenn aber der angesehene Meister Wolgemut sich nicht über das Niveau
des Handwerkers zu erheben vermochte, wie hätte man von den eigentlichen
Kunsthandwerkern, den Karten- und Briefmalern, den Geschmeidemachern oder
Zinngiessern einen höheren Flug der Gedanken erwarten dürfen. Die genannten
Gewerbe nämlich waren im damaligen Nürnberg noch nicht durch eine vom Rat
genehmigte feste Ordnung in den Kreis der Handwerke eingetreten; sie galten noch
als „freie Künste“, in denen jeder, der dazu Geschick besass, die Konkurrenz
sröffnen konnte. Da sehen wir nun gegen das Ende des Jahrhunderts namentlich
die Kartenmaler. immer aufs neue in den Rat dringen, er möge ihnen eine Ordnung
geben. Im Laufe der Jahre 1477—1485 hören wir nicht weniger als sechsmal
von einem derartigen Gesuch, aber jedesmal wird es von dem Rat, der wohl denken
mochte, dass mit der Bewilligung der Kunst schlecht gedient sein würde, abschlägig
beschieden. Die Goldschmiede dagegen befanden sich bereits im Besitze einer
solchen Handwerksordnung, an deren Strenge man wohl ermessen kann, wie manches
Talent bitter darunter zu leiden gehabt hat. Selbst die Fürsprache Kaiserlicher
Majestät, d. h. des ebenso weisen, wie schlafmützigen Friedrich, vermochte der
Starrheit dieser Ordnung gegenüber nur selten etwas auszurichten.
Aber trotz mannigfacher, auch die Kunst in ihrer Entwickelung hemmender
Zeitumstände waren solche mit der gleichzeitigen Litteratur in Parallele zu setzende
Erscheinungen, wie ich sie angeführt habe, in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts
loch nur Ausnahmen. Im allgemeinen war das Samenkörnlein, das die Flandrer
ausgestreut, in Deutschland auf guten Boden gefallen. Überall in der bildenden
Kunst sehen wir, zuerst freilich nur sporadisch, das Studium der Natur erwachen.
Die Plastik schritt voran, und Nürnberg steht im Mittelpunkt der Bewegung.
Hier wirken gegen das Ende des Jahrhunderts die drei grossen Meister eines bereits
abgeklärten Realismus: Adam Krafft, Veit Stoss und Peter Vischer, und hier waren
schon um die Mitte des Jahrhunderts Werke eines „frischen, stürmisch und übermütig
sich eindrängenden Naturalismus“ —- ich gebrauche Worte Bodes — geschaffen
worden, wie die Madonna auf der Mondsichel am Eingangspfeiler zum Chor von
St. Sebald oder die beiden Gruppen aus dem Leben der hl. Katharina an dem
Löffelholzschen Epitaph im westlichen Chor derselben Kirche.
Die Nürnberger Malerei besitzt frühe Werke dieser Art in dem bekannten Bildnis
des Kanonikus Schönborn im Germanischen Museum und in den späteren Schöpfungen
Jles Meisters des Tucherschen Altars, über dessen künstlerische Entwickelung Thode
ıeuerdings zuerst Licht verbreitet hat.
Konnte es ausbleiben, dass diese innige Beschäftigung mit der Natur bei den
Künstlern gar bald auch die Liebe zur Natur und allen ihren Geschöpfen weckte,
lass mit der grösseren Naturtreue auch eine Erweiterung des Stoffgebietes und
selbst eine Vertiefung der Ansichten über das Wesen der Natur Hand in Hand
zing? Darin aber liegt, wie ich meine, der Schlüssel zu einer ganzen Reihe
auffälliger Erscheinungen, die im engsten Kausalnexus unter einander stehen.
Man kann Martin Schongauer nicht eigentlich zu den realistischen Malern
der Epoche rechnen, aber doch: welche Fülle feiner Naturbeobachtungen, dem
„eben abgelauschter Züge findet sich z. B. in seinen Kupferstichen. Ich denke