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erfahren hätten, fie folten das SGelßdlein beffjer an fih zu halten
wiffen. Zum Lob des Durijte8 läßt fi Tagen: Wer durftig zu
Bett geht, fteht gefund auf. Zum Q0b der UnHöflichkeit: Aus
Höflichkeit hat Adam den Apfel der Eva angenommen und gegeffen,
wie mancher hat fich fchon durch SGefundheittrinfen um Leib und
Seben gebracht. (VIII, CCXCVI, 403—415.) Die Höflichkeit
it Urfache, daß einem Sürften die Wahrheit nie zu Ohren Fkomt
und daß Land und Leute defwegen übel regieret werden. Der
Haßlichkeit läßt fih nachrühmen: Ungeftalt ift eine Urfache der
Demut, Schönheit des Hochmuts, und von der Trunkenheit
gilt, durch fie ift bey Sürften und Berrn oft mehr zu erhalten,
als durch groffe BGefchenkfe und Langgeleifte Dienfte, fie ift der
Schlüffel aller Geheimniffen, und machet freve Leute, nach dem
Sprichwort, weß das Herg voll ift, gehet der Mund über. Bei
der Frage über Traumbilder finden wir den finnigen Reim
(VII. CCLII, 29):
Wie heißt das zarte Weib? Die Hoffnung, fo erkranfket,
Und von der Schmergenangft des langen Kampfes wanfet,
5a gar zu Boden finkt, als fey fie blöglich todt.
Warum? Der Feind entflieht, und läffet uns in Noht.
Dagegen läßt fich nicht leugnen, daß in allegorifierenden Bildern
oft erftaunlidh SGefichmaclofes geboten wird. (VII, CCLII, 69)
So denke man fih folgendes Bild. €E3 ijft die Rede von den
Tugenden und Lajtern. Dabei wird die Schhamhaftigkeit dargeftellt
al® eine Jungfrau, die die Augen nieder/hlägt, auf dem Kopfe
einen Elephanten trägt, der für fehr [Hamhaft gilt, und auf der
(infen Hand einen Falken, weil diefer nie NazZ genießt.
Die Fragefpiele über die Liebe bieten ein weites Feld.
II, OXXII, CXXII, CXXIV, S. 123—133.) Darinnen waren
namentlid) die Italiener fehr fruchtbar. So hören wir nad
Bargagli Dom Liebestempel, von der Liebe Hollkommenheit, was für
vollfommner zu achten, die Liebe gegen dasjenige, das man fichet,
oder gegen dasjenige, das man nicht fiehet, von der Liebe Wildbad.
Dazu meint Harzdürfer: „Wenn ich recht fol meine Meinung .