Full text: Festschrift zur Erinnerung an die Einweihung der Christus-Kirche in Steinbühl-Nürnberg am Sonntag den 23. September 1894

Besondere soziale Fürsorge und Wohlfahrtspflege 
Teil der Belegschaft bei Notstandsarbeiten, zur Arbeitsfürsorge Mittelbüg und in der freien Wirtschaft 
unterzubringen. 
Die Überweisung an den Betrieb erfolgt durch das nach der Wohnung des Bedürftigen zu— 
ständige Kreisamt. 
Als Vergütung wird gewährt: Frühkaffee mit Zucker und Milch, Frühstück (Wurst und 
Pfund Brot), Mittagessen (1 Liter Suppe oder Gemüse und 100 Gramm Fleisch), Abendessen (J Liter 
Zuppe oder Gemüse), außerdem eine Arbeitsprämie in bar bis zu 70 Rpf. täglich. Die Höhe der 
Prämie richtet sich nach dem Grade der Verwendbarkeit und nach dem Arbeitswillen. Für besonders 
zualifizierte Arbeiten werden Zulagen von 4228 RA wöchentlich gegeben. Ferner werden gewährt 
sleidungsstücke und Barunterstützung nach den Richtsätzen des Wohlfahrtsamtes, wobei die Ver— 
aflegung mit täglich 1,25 R-A( in Ansatz kommt, und Straßenbahnfahrkarten (mit Ausnahme der von 
den Fürsorgebezirken 9—18 Überwiesenen), soweit es sich um ältere und fußkranke Personen handelt. 
Die Arbeitszeit ist in den Wintermonaten von 88-5 Uhr mit einer Mittagspause von 
Stunden. Während der Sommermonate wird von 7—812 mit einer viertelstündigen Frühstücks— 
ause und von 126 Uhr mit einer viertelstündigen Vesperpause gearbeitet. Arbeitsschuhe und 
Arbeitskleider werden leihweise aus dem eigenen Lager abgegeben. Auf die Dauer der Beschäftigung 
»ines Unterhaltspflichtigen im Feldbau wird für die Familie Unterstützung gewährt, wobei die Frau 
ils Haushaltungsvorstand betrachtet wird. Die Behandlung des Unterstützungsfalles übernimmt die 
Seschäftsstelle des Wohlfahrtsamtes im Feldbau. Kranken- und Invalidenversicherungspflicht kommt 
ür die Zeit der Beschäftigung im Feldbau nicht in Frage, weil es sich um eine Fürsorgemaßnahme 
Jandelt. Zur Aufrechterhaltung von Anwartschaften auf dem Gebiete der Sozialversicherung wird in 
jeeigneten Fällen die Beitragsleistung für freiwillige Weiterversicherung übernommen. Die Be— 
chäftigten fallen unter die ärztliche und Heilmittelversorgung der Unterstützungsempfänger des 
Wohlfahrtsamtes. Im Laufe des Berichtsjahres wurden 1383 Unterstützungsempfänger, davon 
167 Frauen und 81 gemütskranke Männer bei 62837 Arbeitsschichten beschäftigt. Von den Be— 
chäftigten waren 160 bis zu 20 Jahren, 611 bis zu 30 Jahren, 293 bis zu 40 Jahren, 167 bis zu 
30 Jahren, 104 bis zu 60 Jahren und 48 über 60 Jahre alt. Dem Berufe nach waren es 165 land— 
wirtschaftliche Arbeiter, 48 Erdarbeiter, 62 Bauarbeiter, 337 Fabrikarbeiter, 605 Handwerker, 
56 Handlungsgehilfen, 58 Hausangestellte, 5 geistige Arbeiter, 19 Händler, 28 gehörten sonstigen Be— 
rufen an. Von den Beschäftigten bezogen 12 Invaliden-, 2 Unfall- und 11 Militärrenten, ferner 
5 Pensionen. Die Ursache der Hilfsbedürftigkeit war durchgehend auf Arbeitslosigkeit zurückzuführen. 
Von den im Laufe des Berichtsjahres Beschäftigten schieden aus: 1265 Personen, davon 345 
nfolge Arbeitsvermittlung, 128 wegen Krankheit, 129 wegen Eintritts in eine andere Anstalt, 58 in⸗ 
iolge des Bezuges von Erwerbslosenunterstützung; 509 traten ohne Angabe eines Grundes aus und 
36 wurden entlassen. 
Beschäftigung von Gemütskranken im Feldbau. Seit 17. August 1925 
werden im Benehmen mit der Fürsorgestelle für Gemüts- und Nervenkranke Pfleglinge der Heil— 
and Pflegeanstalt Erlangen, welche als nicht gemeingefährlich und besserungsfähig von dort entlassen 
»der beurlaubt werden, einer Behandlung durch Arbeitstherapie im Feldbau Schniegling zugeführt 
offene Geisteskrankenpflege). Es ist durch Abstellung eines vom Kreis bezahlten Pflegers der Heil— 
und Pflegeanstalt für erforderliche Spezialbehandlung Sorge getragen. Die Leute arbeiten unter 
seiner Aufsicht in einem gesonderten Trupp, daneben werden sie von der Fürsorgestelle ständig be— 
obachtet und betreut. Diese Beschäftigung hat sich als äußerst zweckmäßig erwiesen, zudem ist der 
Aufwand niedrigesr als für die sonst zu gewährende Anstaltspflege. 
Beschäftigt wurden im Berichtsjahre, wie bereits oben erwähnt, 81 Männer; es waren 46 ledig, 
22 verheiratet, 13 getrennt lebend. 40 traten zum ersten Male in den Betrieb ein, 28 kamen zum 
2. 7 zum 3., 4 zum 4. und 2 zum 5. Male. Von den Beschäftigten waren 2 bis zu 20, 24 bis zu 30, 
27 bis zu 40, 15 bis zu 50 und 13 bis zu 60 Jahre alt. Sie gehörten folgenden Berufen an: 4 waren 
landwirtschaftliche Arbeiter, 1Erdarbeiter, 8S Bauarbeiter, 30 Fabrikarbeiter, 19 Handwerker, 7 geistige 
Arbeiter, 12 gehörten sonstigen Berufen an. Es schieden aus: 12 wegen Krankheit, 15 wegen ander—⸗ 
weitiger Arbeitsvermittlung, J wegen Eintritts in eine andere Anstalt, 1 infolge Bezugs von Er— 
werbslosenunterstützung, 1 durch Tod und 1 durch Entlassung. Die Anzahl der Arbeitstage ist in den 
deistungen der im Feldbau beschäftigten Hilfsbedürftigen enthalten. 
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