Volltext: 1517-1525 (Band 1)

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fiel unter dem Einfluss der erbitterten geistlichen Herren schroff 
genug aus; die Städte hätten ein etwaiges Stimmrecht nur aus 
Gnade genossen, bezüglich der Zölle verwies man sie an den 
Kaiser, der ja das Projekt gebilligt hätte. Hierauf beschlossen 
die Städte, den Reichstagsabschied nicht zu bewilligen. Somit 
wäre die Reichsmaschiene gelähmt gewesen, das Reichsregiment 
hätte keine Existenzmittel gehabt. Daher gaben die Stände so- 
weit nach, dass der mainzische Kanzler die Städte um eine Er- 
läuterung ihrer Beschwerden bitten musste, da man sie nicht 
recht verstanden habe. 
Abeı am 2. Februar erklärten die Städte, dass sie bei ihrer 
Drohung beharrten, wenn ihnen keine bessere Antwort zu Teil 
würde. Sie nahmen auch schliesslich den Abschied nicht an, 
weil der ihnen ungünstige Beschluss über das Stimmrecht nicht 
rückgängig gemacht werden konnte. Während aber der ganze 
Protest der Städte mit Stillschweigen begraben wurde, knüpfte 
sich das lebhafteste Interesse an die von dem Reichstage verhandelte 
Frage über die Ausführung des Wormser Ediktes, Dabei war 
die Stadt Nürnberg ganz besonders beteiligt. 
Seit dem Jahre 1522 nämlich war die reformatorische Be- 
wegung in der Stadt lebhafter geworden, im Stillen gebilligt von 
der Majorität des Rates. Schon im Januar glaubte der Rat, dass 
dem Kaiser über den Zustand der Stadt übertreibende Gerüchte 
zugekommen seien: der Rat sei durch die aufrührerische Menge 
bewogen, Ilutherische Prediger anzustellsn. Er suchte am Hofe 
diese Ansicht zu widerlegen !). Gleichwohl wurde noch im Früh- 
jahre 1522 auf Empfelung Dr. jur. Pömers, des Propstes von 
St. Lörenz, der leidenschafiliche, rücksichtslos dem Luthertum 
ergebene Osiander als Prediger an St. Lorenz vom Rate bestätigt. 
Dieser Propst, der das Recht der Ernennung des Predigers hatte, 
war Juni 1520 vom Rate bestellt?). Man hatte damals bereits 
auf seine lutherische Gesinnung Rücksicht ?) genommen und ihn 
privatim ermahnt, „so etwas Neues von dem hochtüchtigen Luther 
vorhanden sei, dessen theilhaftig zu werden“. Auch Dr. Pessler, 
seit 1521 Probst von St. Sebald, war lutherisch gesinnt. In 
demselben Sinne wie Osiander wirkten auch die später ange- 
stellten Dr. Sleupner bei St. Sebald und Thomas Venatorius am 
neuen Spital. Luther selbst hatte für Slenpners Wahl den Aus- 
schlag gegeben: 
Das Reichsregiment war in kirchlicher Hinsicht den Städten 
nicht feindlich. da die katholische Misswirthschaft selbst geist- 
ı) An Dr. Rotenhan, 15. Januar 1522, Bb. 95. 2) Riederer, Nach- 
richten IV, S. 8, Vokationsbrief Nützels 3) ibid. IV. S. 10. Oelhafen 
an Pämer.
	        
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