Volltext: Saecular-Feier der Naturhistorischen Gesellschaft in Nürnberg

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Jede in einem Gefäfs befindliche Flüssigkeit hat, wenn sie die Wände 
nicht benetzt, an ihrer ganzen Oberfläche, also auch dort, wo sie an den 
Gefäfsteilchen anliegt, eine bestimmte Oberflächenspannung, einen be- 
stimmten einseitigen Zug, den sie auf ihre Oberflächenteilchen ausübt. 
Trotzdem findet auch zwischen Gefäfs- und Flüssigkeitsteilchen eine An- 
ziehung statt, die jedoch nicht genügt um dem Binnendruck der Flüssigkeit 
das Gleichgewicht zu halten und dieser Rest des Binnendruckes ist es, 
der die Abrundung der Flüssigkeitskanten und ähnliche Kapillarerscheinungen 
bewirkt. Vergröfsert sich nun die Anziehung zwischen Wand und Flüssig- 
keit, so wird in einem bestimmten Moment die Anziehung von Seite der 
Wand auf die Flüssigkeit und umgekehrt diejenige der Flüssigkeit auf die 
Wand, ebenso grofs werden, wie der Binnendruck der Flüssigkeit. Letzterer 
wird also vollständig aufgehoben, die Abrundung der Kanten zu konvexen 
Formen verschwindet und die Teilchen ordnen sich so an, als ob die 
Wand ebenfalls aus Flüssigkeit bestünde und beide Körper, ohne Sprung, 
ineinander übergingen. 
Darnach läfst sich die Benetzung wie folgt definieren : 
Zwischen Flüssigkeit und irgend einem zweiten Körper findet bei 
Berührung Benetzung statt, wenn die auf gleiche Fläche bezogene Anziehung 
zwischen den Flüssigkeitsteilchen und denen eines zweiten Körpers gleich 
oder gröfser ist, als die Anziehung der Flüssigkeitsteilchen unter sich, 
Für die Richtigkeit dieses Satzes läfst sich nun der rechnerische, 
gleichzeitig auch die Ansicht über Teilchengravitation stützende, Nachweis 
erbringen und sollen zu diesem Zwecke folgende zwei entgegengesetzte 
Vorgänge näher betrachtet werden: 
1) Wasser benetzt Chlorkalium. 
2) Quecksilber benetzt Chlorkalium nicht, oder 
Anziehung KCIl und Hz: O = Anziehung Hz O und Hz O 
» KCI » Hg < » Hg >» Hg 
Die zur Berechnung dienenden Zahlen sind: 
G V R X 
für Hz O 18 18 1.626 12.0 
KCI 74:5 37-7 2.080 7:3 
Hg 199.8 14.8 1.520 13-7 
Darnach beträgt 
die Anziehung Hz O und Hz O pro Flächeneinheit = 20-44 
H2O » H2:O = 20-44 
40-88 
Die Anziehung KCl und Hz O pro Flächeneinheit = 65-16 
HKoO + KCl — 15.73 
80-89, d. h. 
die Anziehung zwischen Salz und Wasser ist, wie oben angegeben, gröfser 
als der Binnendruck des Wassers. weshalb eine Benetzung stattfindet.
	        
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