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yeglichen wären. Aus der Bedingung, die dem Zugeständ-
nisse angefügt war, ersah der gewiegte Diplomat, dass die
Erklärung Schulenburgs nicht aufrichtig war, dass man
Oesterreich hintergehe.! Die massgebendsten Männer der
Staatskanzlei nahmen die Binde, welche ihnen der preussi-
sche Minister über die Augen gelegt hatte, auch ferner
nicht ab. Sie gaben sich dem stolzen Gedanken hin, das
Eis einer fünfzigjäihrigen Feindschaft gebrochen zu haben.
Die Ratgeber des Kaisers bauten jetzt die waghalsig-
sten Luftschlösser. In einer Konferenz zu Frankfurt amı
:7. Juli 1792 meinten sie, der König schätze die von ihm
begehrten polnischen Landschaften so hoch, dass er auch
iber den belgischen Tausch hinausgehende Vorteile ein-
räumen werde. Man operierte mit dem Argument, dass
Bayern, wenn es auch Oesterreich abrunde, diesem
bei weitem nicht die Einkünfte der reichen Nieder-
lande liefere. Das Streben brach sich Bahn, die habs-
burgische Hausmacht noch weiter nach Deutschland hinein-
zuführen, ja den Ersatz in preussischem Gebiet zu suchen.
Ansbach-Bayreuth‘ sollte, sei es ganz, sei es halb, den
kaiserlichen Erbstaaten einverleibt werden.? Ein Theoretiker,
wie Feldmarschall Lacy, der als militärischer Organisator
Ausgezeichnetes leistete, aber als Staatsmann so wenig wie
als Feldherr die Grenzen des praktischen Handelns erspähte,
hegte die Idee, dass der ‘Kaiser ausser Ansbach-Bayreuth
auch noch Jülich für sich beanspruchen solle; für so wichtig
hielt er diese Ansicht, dass er sein Votum zu
einem eigenen Gutachten ausarbeitete.? Schon bisher war
1. Unvorgreifliche Betrachtungen des Fürsten Kaunitz d. d,
Wien, 25. Juni 1792: ebda 114 f.
2. Staatsconferenz-Protokoll d. d. Frankfurt 17. Juli 1792:
ebda 133.
3. 18. Juli 1792: ebda 141.