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Andres
(hat einen beschriebenen Zettel in der Hand, in den er zuweilen hineinblickt)
Hört, lieber Meister, gütig an,
Was wir für euch ersonnen han,
Und gebt uns freundlich Unterkunft.
Ihr seht uns hier aus jeder Zunft,
Lehrbuben sind es und Gesellen,
Die einen Schembart vor euch stellen
Weil ihr die Laster wacker straft
Und stets darin das Rechte traft,
So haben fleißig wir's erdacht,
Was diese Laster kenntlich macht:
Den Eigennutz, den Häderlein,
Die Völlerei, das grobe Schwein,
Die Faulheit und das greulich Thier,
Die böse Nachred stell'n wir für;
Das schlimmste auch zu aller Zeit,
Den bösen giftig gelben Neid.
Doch daß die Tugend triumphirt,
So hat Frau Wahrheit, schön geziert,
Sich dazu gleichfalls eingefunden
Und euch den Ruhmeskranz gewunden,
Weil ihr sie habt geehret stets —:
Kommt auf den Hauptmarkt drum und seht's!
Bastian.
Und all' ihr, kommt herbei zu Hauf',
Und sehet zu dem Schembartlauf,
Denn hier bei unserm Meister Sachs
Soll er den Anfang machen stracks,
Damit ihr all' auch könnet seh'n,
Wie's mit dem bösen Neid wird geh'n.
Herbei drum mit dem Holzgestell,
Das euch bedeut't die Schembarthöll' —
(Das Gestell mit der Figur, den Neid vorstellend, wird von zwei
Schembartläufern hervorgezogen nach der Mitte.)
Zu wird am Schlusse, wie bekannt,
Die Aller Freud und Lust verbrannt.