Volltext: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg für das Jahr 1926/27 (1. April 1926 bis 31. März 1927) (1926/27 (1927))

Besondere soziale Fürsorge und Wohlfahrtspflege 185 
1926 in die Verwaltung des Wohlfahrtsamtes übergegangen. Die Arbeiterspeiseräume Neutor— 
mauer 5, Wöhrder Hauptstraße 46, Laufertormauer 21 und Kapadocia 1 dienen Arbeitern und Ar— 
heiterinnen bei größerer Entfernung zwischen Wohnung und Arbeitsstelle zur Einnahme des Mittag— 
essens, damit sie vor den Unbilden der Witterung geschützt sind. Jeder Speiseraum ist mit einem 
zflammigen Gaskocher ausgestattet, auf dem stets 3 Personen das mitgebrachte Mittagessen wärmen 
fönnen. Die Benützung des Gaskochers ist unentgeltlich. Die Räume sind mit Tischen, Stühlen und 
einem Heizofen ausgestattet. 
Besuch. Der Besuch dieser Speiseräume war sehr gut, besonders stark im Winter. 
0. Beschäftigung für Erwerbsbeschrünkte. 
Wohlfahrtswerkstätten. Die ständige Ausdehnung der Wohlfahrtswerkstätten, die bedingt ist 
durch die fortwährende Neuzuweisung von Erwerbsbeschränkten jeder Art, machte es im Berichtsjahr 
notwendig, neue Geschäftsräume für den Betrieb ausfindig zu machen. Ende 1926 wurden durch 
Stadtratsbeschluß den Wohlfahrtswerkstätten die von den Städtischen Lehrwerkstätten frei gemachten 
Räume in der Parkstraße 28 zugewiesen. Nach einer durchgreifenden baulichen Instandsetzung konnten 
die neuen Räume im Januar 1927 bezogen werden; dafür wurden dann die von den Wohlfahrts— 
werkstätten seit 1924 innegehabten Räume Königstraße 64 sowie auch Deumentenstraße frei, ebenso 
konnten die Anfang 1926 in einem Privathaus Schillerstraße 21 gemieteten Räume an das Wohl— 
fahrtsamt zur anderen Verwendung zurückgegeben werden, nur die Räume Am Gräslein 36 blieben 
unverändert zur Benützung der Wohlfahrtswerkstätten erhalten. 
Der Einzug in der Parkstraße machte auch eine neue Organisation notwendig. Es wurden im 
Betrieb in der Parkstraße sämtliche männliche Abteilungen, im Betrieb Am Grässslein 3b sämtliche 
weibliche Abteilungen untergebracht. Der Hauptbetrieb und die Geschäftsleitung wurden in die Räume 
Parkstraße 28 verlegt, lediglich ein kleines Betriebsbureau befindet sich noch Am Grässslein 36. 
Der Erwerbsbeschränktenbetrieb hat nunmehr seit 1. Januar 1927 folgende Gesamtausdehnung: 
Betrieb IParkstraße 28: Bureau und Werkstätten 769,1 qm, Lagerraum 219,5 qm, 
Garderobe und Waschraum 16,4 qm; Betrieb II Am Gräslein 3b: Bureau und Werkstätten 
360,2 qm, Lagerraum 214,5 qm. 
Am 31. März 1927 waren insgesamt 181 Personen beschäftigt — 107 männlich und 74 weib— 
lich —, davon waren Jugendliche 31 männliche und 66 weibliche. Von den jugendlich⸗männlichen 
Personen waren 270 schwachsinnig, 4 krüppelhaft. Von den weiblichen waren 26 schwachsinnig, 
krüppelhaft, 34 Zöglinge des Jugendschutzes und der Fürsorge, 2 ohne Fehler. Der Jahresdurch⸗ 
schnitt der insgesamt Beschäftigten ergibt die Zahl von 192 Personen. Die Höchstzahl der Beschäftigten 
purde im Monat November erreicht, wo 242 Personen beschäftigt waren. Der Grund, warum gegen 
Ende des Geschäftsjahres hin die Zahl der Beschäftigten zurück ging, ist in der schlechten Arbeitsmarkt— 
lage zu suchen. 
Die Ausdehnung des Betriebs geht auch aus den Umsatzzahlen hervor. Während im Geschäfts— 
jahr 1925/26 ein Umsatz von 141 888 R- erzielt wurde, stieg derselbe im Berichtsjahr auf 244913 
Reichsmark. Die gesamten Verwaltungskosten, die sich im Geschäftsjahr 1925//26 zum Gesamtumsatz 
verhielten wie 1:0,117, konnten im Berichtsjahre ganz erheblich heruntergedrückt werden; sie ver— 
halten sich heute, wenn man den Umsatz ebenfalls wieder mit 1 annimmt, wie 1:0,08. Die Löhne 
haben gegenüber dem letzten Berichtsjahre ebenfalls wieder eine Aufwärtsbewegung gemacht, sie 
wurden jeweils den Erbhöhungen, die die tarifmäßigen Löhne in der Vrivatindustrie durchmachten, 
angepaßt. 
Die Wohlfahrtswerkstätten gliedern sich nach Betrieben in eine männliche Abteilung 
(I. Schreinerei, 2. Schuhmacherei, 3. Tapeziererei, 4. Bürstenmacherei, 5. Metallbearbeitung und 
elektx. Bügeleisenfabrikation, 6. Schneiderei, 7. Buchbinderei, 8. Reparaturwerkstätte und Schmiede) 
und in eine weibliche Abteilung (J. Teppich- und Bastarbeiten, 2. verschiedene Näharbeiten, 
3. Papp- und Klebearbeiten, 4. Blechzapfarbeiten, 5. Nachtlichterstecken, 6. sonstige Industrieartikel). 
In sämtlichen männlichen Abteilungen sind, soweit es irgend möglich ist, Jugendlich-Schwach— 
sinnige verteilt, die dort durch Anlernung soweit gebracht werden sollen, daß sie später in der Industrie 
untergebracht werden können. In vielen Fällen ist dies auch bereits gelungen. Auch in den weib—
	        
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