Volltext: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg für das Jahr 1926/27 (1. April 1926 bis 31. März 1927) (1926/27 (1927))

Denkwürdige Vorfälle 
1. August 1926 Eröffnung der Sportplatzanlage des Evang. Arbeiter— 
vereins Nurnberg 1861. Zu einem sportlich großen Ereignis gestaltete sich am Sonntag, den 
l. August, die Platzweihe der in der Turnerschaft rühmlichst bekannten Turnabteilung des Evange— 
lischen Arbeitervereins Nürnberg von 1861. Auf dem schön gelegenen Platz an der Außeren Bucher 
Straße gelangten in den Morgenstunden zunächst die Wettspiele der eingeladenen Faustballmann— 
schaften zum Austrag. Am Nachmittag erfolgte der Wettkampf in den volkstümlichen Übungen, an 
dem sich etwa 160 Wett-Turner und -Turnerinnen beteiligten. Nachdem der Wettkampf beendet war, 
wurde durch einen Weiheakt der Platz seiner Bestimmung übergeben. 
5. August 1926 Nürnberger Schlachtviehmärkte. Eins der großen Bauprojekte 
des Schlachtviehhofs, die Uberdachung der Viehmarktplätze, wurde fertiggestellt. Fünf mächtige Hallen 
von je 100 Meter Länge und 15 bzw. 22 Meter Spannweite wölben sich über die ausgedehnten Markt— 
plätze, ein imposantes Bild für jeden Besucher, aber auch ein von Marktbeschickern wie Käufern lang 
ersehnter Wetterschutz. 
8. August 1926. Grundsteinlegung der katholischen Stadtpfarrkirche 
St. Karl Borromäus. Am 8. August, vormittags, vollzog Weihbischof Dr. Senger-Bamberg in 
Anwesenheit von geladenen Gästen und der Pfarrgemeinde die feierliche Grundsteinlegung der neuen 
katholischen Stadtpfarrkirche St. Karl Borromäus in Mögeldorf. Die Kirche wird nach den Plänen 
des fränkischen Architekten Professor Fritz Fuchsenberger Würzburg-München) gebaut. 
11. August 1926 Verfassungsfeier der Stadt Nürnberg. Aus Anlaß des 
Jahrestages des Inkrafttretens der Weimarer Verfassung fand Mittwoch, den 11. August, vor— 
mittags 11 Uhr, eine vom Stadtrat Nürnberg veranstaltete Feier statt, die zahlreich besucht war. 
Die Einleitung bildete ein Gesangsvortrag der Sängerabteilung der städtischen Beamten. Dann 
hielt Oberbürgermeister Dr. Luppe die Festrede, in der er ungefähr folgendes ausführte: Wenn 
wir sehen, daß viele andere Völker einen Nationalfeiertag haben, so müssen wir mit Bedauern 
feststellen, daß wir in Bayern einen solchen Feiertag nicht haben und auch früher nicht hatten. 
Auch die Feier des Kaisergeburtstags war kein gesetzlich vorgeschriebener Festtag. Das deutsche 
Volk hat sich bis heute nicht entschließen können, einen Nationalfeiertag zu schaffen, einen Tag, 
an dem die ganze Arbeit ruht und das ganze Volk einmal Ruhe findet, um sich der Gemein— 
samkeit des äußeren Zusammenhalts, der Gemeinsamkeit der Ideen und Aufgaben bewußt zu 
werden. Ein derartiger Feiertag wäre auch für uns Deutsche in hohem Grade erwünscht, und 
es wäre richtig und zweckmäßig, den Tag der Schaffung der Weimarer Verfassung zu einem 
derartigen Volksfeiertag zu machen. Auch die schärfsten Gegner dieser Verfassung müssen das 
eine wenigstens anerkennen, daß sie in der damaligen Not eine Tat gewesen ist, eine Tat der 
Befreiung und Erlösung aus schwersten Verhältnissen. Wir leben in einer schnellebigen Zeit und 
haben nur zu schnell vergessen, wie die Dinge damals waren. Es war aber eine Zeit des völligen 
Chaos nach dem militärischen und politischen Zusammenbruch. Eine Zeit, in der keine Staatsgewalt 
oorhanden war, in der die Gefahr einer vollständigen Zertrümmerung des Volks- und Staatswesens 
nahe lag. Damals waren Putsch und Räteregierung an der Tagesordnung. Die damalige National— 
versammlung war auch selbst oft genug von Spartakisten bedroht, aber trotzdem hat sie in der 
Weimarer Verfassung ein Werk geschaffen, das diesen Tagen des Chaos und des Bürgerkriegs ein Ende 
machte. Man sagt nun, diese Verfassung sei nur zu verstehen aus ihrer Zeit der Not und Kämpfe. 
Wir stehen nun aber dieser Zeit schon etwas ferner und können sie etwas überblicken und ihre Ent— 
wicklung überprüfen. Wenn wir dabei Vergleiche mit Verfassungen anderer Staaten und Reiche 
ziehen, so kann man ruhig sagen: Was in Weimar damals geschaffen wurde, ist nicht ein Produkt des 
Zufalls und der Not, sondern ein Werk, das auch in seinen Einzelheiten gut durchdacht und durch— 
gearbeitet ist. Die Verfassung ist durchaus geeignet, in ihren Grundlagen für absehbare Zeit die 
Basis zum Wiederaufstieg unseres Volkes zu geben und es besteht kein Anlaß, daran zu rütteln. Die 
Notwendigkeit der Schaffung einer Zentralgewalt war damals in Deutschland größer denn je, und sie 
ist es noch. Heute liegen die Dinge nun so, daß die wirtschaftlichen Notwendigkeiten allein schon dazu 
zwingen, eine immer stärkere innere Geschlossenheit des Reiches herbeizuführen. Wir sind in Deutsch— 
land ein einheitliches Wirtschaftsgebiet und auch unsere politischen Verhältnisse zum Ausland zwingen
	        
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