Full text: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg für das Jahr 1926/27 (1. April 1926 bis 31. März 1927) (1926/27 (1927))

Allgemeine wirtschaftliche und soziale Fürsorge 128 
Im Berichtsjahre beschränkte sich die Bautätigkeit der Gesellschaft darauf, die im Jahre 1925 
in Angriff genommene Wohnanlage in St. Johannis fortzuführen. Zur Erzielung einer befriedi— 
genden städtebaulichen Gestaltung des bedeutsamen Proiekts wird dasselbe mit aller Sorafalt 
durchbehandelt. 
Das Baugelände fällt ziemlich steil in zwei Stufen zum Pegnitzgrund ab. Dadurch gliedert 
sich die Bauanlage in zwei große Teile. Der nördliche Teil zieht sich in wohnhofähnlichen Formen 
auf dem oberen Höhenrand hin, der südliche Teil erstreckt sich bis an den Hochwasserdamm der 
Pegnitzniederung. Dieè Baugrundverhältnisse sind auch dort noch einwandfrei. In einer Tiefe von 
50 75 em befindet sich gewachsener tragfähiger Sandboden, Grundwasser tritt erst in größerer Tiefe 
auf. Durch die mäanderähnliche Form des nördlichen Teils der Bauanlage entstehen große, nach 
Süden geöffnete Höfe, die bei ihrer Weiträumigkeit Licht- und Luftzutritt überall hin gestatten. 
Diese Art von Bauanlagen hat den Vorteil, daß die Wohnungen viel mehr der Straße, ihrem Lärm 
und Staub, entrückt werden, als dies bei Randbebauung um Innenhöfe der Fall ist. In hygienischer 
Hinsicht ist an den bereits errichteten Wohnbauten hervorzuheben, daß die Räume der Wohnungen 
nach ihrem Zweck 'orientiert sind. Grundsätzlich sind an die Straßennordseiten Treppenhäuser, Wirt— 
schaftsräume u. dgl. gelegt, Wohn- und Schlafräume möglichst nach Süden. Das alte System, die 
Wohnräume an die Straße zu legen, gleich nach welcher Himmelsrichtung, ist damit verlassen. 
Das AÄußere ist in rein sachlicher Weise unter Wahrung einer gewissen Behaglichkeit — eines 
beim Wohnungsbau wohl kaum entbehrlichen Faktors — einfach und schlicht gehalten. J 
Das geplante Gesamtprojekt der Wohnanlage in St. Johannis ermöglicht die Errichtung von 
etwa 155 Häusern mit zusammen 1100 Wohnungen. Davon waren am Ende des Berichtsiahres 
39 Häuser mit 299 Wohnungen hergestellt und bezogen. 
Die Bauteile Ju. 11 der Wohnanlage waren im Jahre 1925 bis zur Rohbauvollendung 
gediehen und im Juni und Juli 1926 vollendet. 
Bauteil J111 wurde mit Hilfe restlicher staatlicher Baudarlehensmittel noch am Schlusse 
des Vorjahres finanziert und zusammen mit den Bauten IV zur Ausführung gebracht. 
Bauteil IV wurde an dem südlichen Teil der Kirschgarten- sowie der Weichsel- und Krug— 
straße errichtet und umfaßt insgesamt 18 Häuser mit 135 Wohnungen, außerdem 3 Künstlerateliers 
und 1. größeren Laden mit einer Fläche von 94 qm. 
Die Gesamtkosten waren bei einem umbauten Raum von 44882 chm unter Ansatz von 
29 RA für den ebm, einschließlich Nebenkosten, für Straßenherstellungen usw. und Grunderwerbs— 
kosten, auf 1502 000 RA geschätzt. Die Deckung sollte folgendermaßen erfolgen: 
675 000 RA staatliches Baudarlehen zu 2 Prozent, 
90 000 R Landesarbeitgeberdarlehen für 18 Wohnungen zu 2 Prozent, 
40 000 RsA Reichsarbeitgeberdarlehen für 8 Wohnungen zu 2 Prozent, 
179 000 RAA gemeindliches Darlehen zu 2 Prozent, 
356 800 RA Sparkassendarlehen zu 9 Prozent, 
161 200 R-⸗A zum Teil aus eigenen Mitteln, zum Teil aus Hypothekdarlehen, gegeben von 
der Sparkasse von 750 000 R⸗A auf die Anlage an der Ostendstraße. 
Nachdem der Aufsichtsrat das Bauvorhaben in seiner Sitzung vom 21. Januar 1926 genehmigt 
hatte und im Februar 1926 um die Gewährung der Baudarlehen nachgesucht worden war, wurde im 
März 1926 die Ausführung begonnen. Schon nach 8 Monaten, d. i. im November des Berichtsiahres, 
konnten die sämtlichen Wohnungen bezogen werden. 
Auf Ansuchen des Sozialministeriums sind dem Staat gegen Gewährung von Arbeitgeber— 
darlehen 18 Wohnungen für die Unterbringung von Landesbeamten zur Verfügung gestellt worden. 
In der gleichen Weise wurden weitere 8 Wohnungen an das Reich für Finanz- und Versorqungs— 
beamte abgegeben. 
Zufolge der im Herbste des Berichtsjahres eingetretenen großen Arbeitslosigkeit im Bau— 
gewerbe beschloß der Aufsichtsrat in seiner Sitzung vom 6. Oktober 1926 die sofortige Inangriffnahme 
des Bauteils Vder Anlage mit zusammen 78 Wohnunagen in 11 Häusern zwischen der Marx-— und 
Krug- und an der Helenenstraße.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.