Metadata: Notizen zu den Ausstellungsgegenständen des k. bayer. Staatsministeriums des Innern [Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunstausstellung zu Nürnberg 1896]

12 In der treudeutschen Reichsstadt. 
„Und von der Vorzeit angegeistert 
Hab’ ich mich selber nicht bemeistert, 
Wo jene oftmals umgesunken, 
Hätt’ ich mich selber fast betrunken!‘ 
Wie gut sich’s hier sitzt! Träumend aus 
Nürnbergs vergangnen Tagen lehne ich in der 
dunklen Ecke, während das grüne Laub durch 
die kleinen Fenster lustig hereinzwinkert. Endlich 
rat ich den Heimweg an; der neue Bekannte 
hatte einen Weg mit mir; er wohnte in der 
„Himmelsleiter‘ und ich in der „Blauen Flasche“, 
Der nächste Morgen galt der Besichtigung 
der Burg. Ihr ältester Teil ist der fünfeckige 
Turm, in welchem Folterwerkzeuge, auch die 
3iserne Jungfrau, gezeigt werden, Zeugen einer 
harten, grausamen Vergangenheit. Modrige Todes- 
luft! Man muss ans Fenster treten und in die 
Sonne sehen. Tiefes Seufzen, stöhnenvolles 
Klagen klingt noch heut aus ihnen heraus. 
Die Mädchen, welche in den ııo Meter 
iefen, in Felsen gehauenen Brunnen in sekunden- 
langen Zwischenräumen Wasser giessen, um 
dessen Tiefe anschaulich zu machen, brachte ein 
Kobold aus dem Texte. Wir lachten, die Ankunft 
des Wassers ging uns verloren, und die süss flötende 
Brunnennixe musste von vorn beginnen; aber nun 
waren wir still und hörten es ganz deutlich nach 
sechs Sekunden in der finstern Tiefe aufklatschen.
	        
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