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„Unheilig — unheilig!“ Rottmanns Augen
sprühten. „Dreimal heilig die Bildungl Ves
Volkes Bildung soll des Staates Hilfe werden, wird
sie werden. Mögt Ihr Pfaffen dagegen Euch
wehren und Feuer und Schwefel vom Himmel
herabbitten.“
„Wenn Ihr so redet, möcht' es sich kaum
schicken, daß ein Pfaff länger an Eurem Tisch sitzen
bleibe.“
„Bleibt sitzen!“ Rottmann legte, selbst wieder
ruhig werdend, seine Hand auf Bocks Schulter. „Ihr
müßt's nur nicht am falschen Ende beginnen.
Schlimm ist's, wenn Ihr die Bildung fürchten
müßtet. Aber die ist's nicht, die Euch den Kopf
heiß macht. Warum wollt Ihr nicht mit der Bil—
dung gehen? Seid nicht nur Seelsorger, seid
Lehrer — stemmt Euch nicht gegen unsere welt—
lichen Schulen, sondern helft uns, unterstützt uns;
Ihr geistlichen Herren, seid geistige Herren.“
„Ja, um am Fluß dann zu stehen wie der
Vikar. Da habt Ihr so einen geistigen Herrn.
Mit all den Büchern und all der Bildung hat er
seinen guten Glauben verloren.“
„Nein, lieber Pfarrer, er ringt ehrlich, wie
Jakob mit dem Engel gerungen. Und er wird
seinen Glauben nicht verlieren, stark wird er aus
dem Kampf hervortreten, er wird in Gott den
Vater aller finden, er wird ihm dienen in seinem
Amt als treuer Helfer für alle menschlichen Nöte,
mit Tat und Wort.“ Und nochmals sagte mit be—
sonderer Betonung Rottmann: „Mit Tat und
ort!“
„Was Deinen Vikar betrifft, Rottmann, so
glaube ich, er ist ein Schwachmatikus, der schließlich