fullscreen: Hans Sachs

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Hans Sachs. 
machen. Solch ein terminirender Mönch sammelt in unserm 
Schwank Geld, Wein, Getreide, Brot und Würste „für seinen 
Heiligen,“ wogegen er sich anheischig macht, die Schweine vor 
den Wölfen zu behüten. In einer Frühpredigt verspricht er, um 
die Ernte recht ergiebig zu machen, Nachmittags eine Feder des 
Erzengels Gabriel mitzubringen, welche Dieser, zum englischen 
Gruss vom Himmel niedersteigend, verloren habe. Dies hören 
ein paar‘ verschmitzte Gesellen und öffnen zur Mittagszeit, als 
Bruder Zwiebel gerade zu Tische sitzt, den Mantelsack dessel- 
ben, um ihm die Reliquie zu entwenden, Wirklich finden sie ein 
niedliches Federchen in einer Schachtel, nehmen dasselbe heraus 
und legen ein paar Kohlen an die Stelle. Nachmittags erscheint 
der Mönch, mit der Schachtel in der Tasche, auf der Kanzel, 
heisst Kerzen anzünden und lässt die Bauern knieend’ ein Sün- 
denbekenntniss sprechen. „Jetzt soll die Feder erscheinen; aber 
siehe da! als er die Schachtel öffnet, starren ihm schwarze Kohlen 
entgegen. Schnell gefasst hebt er Augen und Hände gen Him- 
mel und spricht: „O Wunder! statt der Feder Gabriel’s finde 
ich hier etliche von den Kohlen, auf denen der heilige Lauren- 
tius gebraten worden ist. Welcher Mensch damit bestrichen wird, 
dem kann das Feuer ein Jahr lang nichts anhaben.“ Und damit 
steigt er von der Kanzel herab und beginnt die Bauern und 
Bäuerinnen, welche letztern sich in besonderer Anzahl eingefun- 
den haben, mit Kohlen zu bemalen, wofür Jedermann einen 
Kreuzer opfert. „So gaben sie,“ sagt der Dichter, „weisses 
Silber für schwarze Kohlen, und er schliesst mit den Worten: 
Gott geb’, dass nimmermehr aufwachs’ 
Solch Affenspiel! das wünscht Hans Sachs. 
Unter den Schwänken des trefflichen Meisters finden sich 
auch verschiedene Gaunergeschichten, von denen eine: der bir- 
gisch Edelmann mit dem Münnich von Waldsachsen 
auch von Hebel im Hausfreund unter dem Titel: der Heiner 
und der Brassenheimer Müller bearbeitet worden ist. 
Merkwürdiger Weise erzählt auch Lamartine in seiner Voyage 
en Orient eine ähnliche Geschichte von zwei Arabern. 
Den Inhalt einer zweiten Geschichte dieser Art theile ich zur 
Probe kurz mit; sie heisst: der einfältig Müller mit den Spitz- 
buben. Gauner haben in Erfahrung gebracht, dass ein reicher,
	        
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